Ohne Sorgen wandeln. Hans R. Waldvogel

Es gab früher einmal einen Mann, der hieß San Su Si, und er war auch wirklich ein Sanssouci, ein Mensch, der sich keine Sorgen erlaubte. Wir denken oft gar nicht daran, dass dies ein wesentlicher Teil der Bergpredigt ist, von der Jesus sagte: "'wer diese meine Rede hört und tut sie, den vergleiche ich einem klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen baute. Als dann der Sturm wehte, fiel es nicht um."

Wir denken gewöhnlich an die Gebote von der Liebe und von der Reinheit des Herzens und von der Demut; aber wir denken nicht daran, dass es eine genauso große Sünde ist. sich sorgen zu machen wie das übertreten dieser Gebote. Der Heiland spricht davon, wenn Er sagt: „Niemand kann zwei Herren dienen."
Du kannst nicht dem Sorgengeist hingegeben sein und gleichzeitig in deinem Herzen dem Heiligen Geist Raum machen. Das geht nicht! Wir können nicht in unserem Herzen Dornen und Disteln wachsen lassen und dann erwarten, dass der Weizen des Reiches Gottes reift und eine reiche Ernte hervorbringt. Das sind alles Dinge, die uns im Worte Gottes gezeigt werden.

Aber wie ganz anders ist ein Wandel ohne Sorgen! Das habe ich lange Zeit nicht gewusst. Ich hatte gemeint, mit Sorgen und mit Grämen Gott wohlgefällig sein zu können. Ich wollte Gott ein wenig nachhelfen, damit Er mir hilft. Es ging mir wie dem alten Mütterchen, das mit ihrer Holzbürde von einem Bauern auf seinem Wagen mitgenommen wurde. Der Wagen war leer, und der Bauer sagte: "Mütterchen, setz dich auf meinen Wagen." Nach einer Weile schaute er sich um und sah, dass diese Frau ihre schwere Last immer noch auf dem Rücken hatte. "Ja Mutter", sagte er, "warum legst du denn deine Last nicht ab?" „Ach", antwortete sie, "lieber Mann, ihr seid schon so freundlich gewesen, mich mitzunehmen; da will ich den armen Pferden nicht noch die Last meiner Bürde aufladen."

So machen wir es mit dem Heiland. Wir glauben, dass Er uns angenommen hat. Dass Er aber auch unsere Bürde trägt, wie es im Worte Gottes heißt: "Alle eure Sorge werfet auf ihn!", das glauben wir nicht. Wie schwer fällt es uns doch, unsere eigene Wichtigkeit aufzugeben! Wir kommen uns so wichtig vor, wenn wir eine Bürde zu tragen haben. Und dann knurren wir noch ein wenig, damit die Leute auch sehen, wie ernst es uns darum zutun ist. Dabei gilt uns das heilige Gebot Gottes: "Alle eure Sorgen werfet auf ihn!" Herr Jesus, meinst Du auch meine Sorgen? Ja, das Wort Gottes sagt: "Alle eure Sorgen" - die leiblichen und die geistlichen - „werfet auf ihn; denn er sorgt für euch."

Ich freue mich, wenn ab und zu jemand in unser Glaubensheim einzieht, der ein kleines Baby mitbringt. Da lerne ich immer wieder neue Lektionen. Wir haben jetzt so ein strammes deutsches Kind bei uns. Sie ist noch kein Jahr alt; aber sie hat schon gelernt, was sie machen muss, wenn ihr etwas fehlt - sie braucht nur ein wenig zu schmollen. Sie kann noch kein Deutsch und auch kein Englisch; aber auf ihre Babyart kann sie ganz gehörig schimpfen. Dann weiß sie, dass sie das bekommt, was sie haben will.

Ja, und was sagt das Wort Gottes? "Sorget nichts, sondern in allen Dingen …“ braucht ihr beim Heiland nicht zu schmollen, sondern "in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden“. Wie schwer füllt es uns, unsere Anliegen Gott zu bringen! Aber wenn wir kommen, dann gibt Er uns etwas. Dann wird der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, unsere Herzen und Sinne bewahren in Christo Jesu.

Ich bin auch als so ein Sorgenkind auf die Welt gekommen. Und wie habe ich mich schon als kleiner Junge gesorgt! Wenn ich einmal ein Wehwehchen hatte, dann dachte ich schon: Jetzt werde ich sterben. Dann habe ich einmal gehört, dass brave Knaben jung sterben. Da habe ich dafür gesorgt, dass ich nicht zu brav wurde. Alles hat mir Sorge bereitet.

Als ich dann gläubig geworden war und wusste, dass wir nach der Heiligung trachten sollen, ohne welche niemand den Herrn sehen wird, da hab' ich gesungen: "Steil und dornig ist der Pfad, der uns zur Vollendung leitet." O ja, ich habe mir meine Schuhe ordentlich besohlen und mit großen Nägeln beschlagen lassen, und dann habe ich mir wie so ein armer Pilger eine Bürde aufgeladen, und nun wollte ich den steilen Berg hinan klimmen. Ich hatte noch nicht gelernt, dass Jesus uns von "Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung" gemacht ist. Ich wusste noch nicht, dass meine einzige Aufgabe darin besteht, dafür zu sorgen, dass Jesus alles übernimmt und dass Er meine Zunge und meine Gedankenwelt in Seine Gewalt bekommt.

Als ich merkte, dass der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, mein Herz und meine Sinne in Christo Jesu bewahrt, da ging mir ein Licht auf! Mir leuchtete die Sonne der Gerechtigkeit- Jesus, von dem schon David geweissagt hat: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen! Wenn meine Feinde an mich wollen, mein Fleisch zu fressen, müssen sie anlaufen und fallen." Da kommen sie an die falsche Adresse!

Wisst ihr, das habe ich erleben dürfen, und ich war darüber sehr erstaunt. Ich war damals in einer Schule, und da hat man mich gelehrt, im Schweiße meines Angesichts zu beten! Das ist ja gesund! Und so habe ich gebetet. Man sagte mir: Du musst dich anstrengen; du musst durchringen. Aber es war eine andere Lektion, die ich zu lernen hatte: alle meine Anliegen Ihm zu bringen, alle meine sorgen auf Ihn zu werfen und dann mein Herz für den Frieden Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, zu öffnen.

Eines wurde mir klar: Wenn mein Herz von den Dornen und Disteln der Sorge, der selbst gemachten Sorge, frei ist, dann sitzt der Friedefürst auf dem Thron meines Herzens, dann kämpft Er für mich, dann ist Er mein wunderbarer Rat, meine Kraft, mein Held, mein Ewig-Vater und mein Friedefürst. Das musste ich besonders im Dienst für den Henn, im Dienst in der Gemeinde, lernen. Ich komme ja aus einem Predigerhaus, und in unserer Familie gab es mehr als einen Prediger. Da habe ich gesehen, wie manche von ihnen von den Gemeindesorgen erdrückt wurden.

Als ich dann selbst in den Gemeindedienst gestellt wurde, sagte ich: "Heiland, wenn Du es nicht machen kannst, kann ich es auch nicht machen. Dann werde ich es erst gar nicht versuchen. Ich will Dich vorangehen lassen, und meine ganze Aufgabe soll darin bestehen, Tag und Nacht alles auf Dich zu werfen." Das ist das Gebet ohne Unterlass. Da hat man immer etwas, wofür man beten, wofür man danken und was man abladen kann. Preis dem Herrn! Wie herrlich ist es, wenn man abgeladen hat.
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Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast,
sollen fröhlich sein und dir lobsingen. Psalm 71, 23
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Unser Wandel ist im Licht. Daniel Del Vecchio 

"Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist,
und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Werke waren böse. Wer Arges tut, der hasst das Licht,
auf dass seine Werke nicht gestraft werden.“ Johannes 3,1 9-20

Jesus gebrauchte ernste Worte für den unbußfertigen Sünder. Er sprach mit göttlicher Vollmacht, als Er sagte, dass die Menschen von Natur in der Finsternis leben und das Licht meiden. Keiner lehnt Jesus Christus aus philosophischen Gründen ab. Wer Ihn ablehnt, hat irgendeine Lieblingssünde, von der er nicht lassen will. Jesus nannte die Menschen Seiner Tage halsstarrig und hartherzig. Sie hatten eine ausgesprochene Abneigung dem Lichte gegenüber, weil es sie in ihrer Sünde störte. Das ist auch das Bild unserer Tage.

Es gibt zwei Stufen von Finsternis. Als erstes haben wir die absolute Finsternis, die dort herrscht, wo noch nie das Licht hingekommen ist. Das trifft für die Heidenvölker zu, die noch nie das Evangelium gehört haben und die keine Bibel kennen. Das ist die Finsternis derNacht, bevor die Sonne aufgeht. Der Fürst der Finsternis hält Herzen und Sinne dieser Menschen gefangen und freut sich, wenn keine Missionare zu ihnen kommen.

Aber Jesus sprach von einer anderen Finsternis, von der Finsternis, die durch das Ablehnen des Lichtes entsteht. Jesus lehrte, dass das Licht nicht immer scheinen wird und dass es möglich ist, dem Licht auszuweichen. Er sagte: "Wandelt im Licht, solange ihr es habt!" Und an einer anderen Stelle: „Wenn das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!" Damit meinte Er die Menschen, die sich hinter intellektuellen Entschuldigungen verstecken und ihre Ohren der Botschaft vom Licht verschließen. Er meint auch die Menschen, die sich über vermeintliche Widersprüche in der Bibel Gedanken machen, wie die Frage, woher Kain seine Frau genommen hat oder wie groß der Schlund von Jonas Wal gewesen ist. Es sind die Menschen, die nicht zu Jesus kommen und die nicht das Evangelium hören wollen, weil sie Angst haben, dass das Nest ihrer Übertretungen aufgestöbert wird. Es sind jene, die sonntags lieber an den Strand oder in den Wald gehen, statt das Wort Gottes zu hören.

Von all diesen Menschen fordert die Verkündigung des klaren Evangeliums zu viel; es enthüllt ihr wahres Wesen. Deshalb gehen sie entweder überhaupt nicht zum Gottesdienst oder sie suchen sich eine Kirche, in der das Licht nicht so hell scheint und die Stimme Gottes nicht so klar vernommen wird, damit sie nicht in ihrem Schattendasein gestört werden. Sie möchten lieber eingeschläfert zur Hölle fahren, statt aufgeweckt die ewige Seligkeit erlangen. Die Wahrheit des Evangeliums überführt sie, und davor wollen sie sich gerade
verbergen.

Am Anfang war die Erde wüst und leer. Es herrschte ein Chaos, eine Unordnung, und Dunkelheit bedeckte das Wasser. Es gab keine Trennung zwischen Land und Meer und zwischen Licht und Finsternis. Da sprach Gott: "Es werde Licht!" Das gesprochene Wort Gottes bringt Ordnung in die Unordnung; es bringt Licht in die Finsternis; es bringt Harmonie in die Disharmonie. Wie segensreich ist das Licht für die Menschen, die sich danach sehnen und dafür beten! Wie wunderbar ist das Licht für jene, die einst blind waren und jetzt sehen können! Es ist die Verkündigung des Wortes Gottes, die Licht bringt.

Das Licht hat nicht seinen Ursprung in einem Gesetzbuch oder einem Glaubensbekenntnis. Das Licht finden wir auch nicht in religiösen Befolgung oder Organisationen. Das Licht kommt von dem Angesicht Jesu Christi. Jesus ist das Licht der Welt. Er kam, um den Vater zu verherrlichen. In ihrer Rebellion gegen Gott hatte unsere Erde Ihm Seine Ehre geraubt. Doch wenn wir jetzt Jesus anschauen und an Ihn glauben, dann empfangen wir das Licht der Erkenntnis der Ehre Gottes. Das Licht zeigt uns, dass alle gesündigt haben und des Ruhmes mangeln, den sie bei Gott haben sollten.

Das göttliche Leben, das Jesus verkörpert, redete zu den Menschen der Welt des Lichts. Sein Leben war das Licht der Menschen. Er kam nicht, um den schon vorhandenen philosophischen Wahrheiten noch einige hinzuzufügen, Er kam, um die Menschen aus der Finsternis ins Licht zu bringen. Jesus kam, um die Menschen zu erlösen und sie aus dem Reich der Finsternis ins Reich des Lichts zu versetzten, um sie aus der Macht Satans zur Macht Gottes und aus der Knechtschaft des Teufels zur Freiheit in Gott zu bringen. Wo Finsternis herrscht, gibt es kein Licht. Wo Lüge herrscht, gibt es keine Wahrheit. Wo Furcht herrscht, gibt es keinen Glauben. Wo die Sünde herrscht, ist nicht Jesus Christus. Das Licht ist jedoch stärker als die tiefste Finsternis und wird sie einst vollkommen überwinden. Lasst uns nicht müde werden, an das Licht zu glauben; es wird immer Sieger sein!

Das Licht Gottes enthüllt uns die Wahrheit, die unsere Seele frei macht. Das Wort Gottes, das im Herzen geglaubt wird, befreit Seele und Geist des Menschen von allen Bindungen. Jede Wahrheit aus dem Wort ist ein Schlüssel, der die Tür des Gefängnisses der Sünde aufschließt, die uns gefangen halten will. Jeder Lichtstrahl, der von Jesus kommt, bricht die Macht der Selbstsucht. Jede erlebte Wahrheit führt uns zu großer Freude und zu tiefem Frieden.

Johannes kam und zeugte von dem Licht. Wir kennen viele Männer Gottes, die von dem Licht gezeugt haben. Sie waren nicht das Licht; aber ihre Botschaft strahlte überall in der Welt das Licht Gottes aus. Auch heute haben wir Boten Gottes, die von dem Licht zeugen. Wer ihre Botschaft verachtet, verachtet das Licht Gottes. Der Gott dieser Welt hat der Ungläubigen Herz und Sinn verblendet, so dass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen können. Wer sich aber dem hellen Schein der Klarheit Gottes öffnet, wird das Licht des Evangeliums in seinem Herzen und Leben erfahren. Er erlebt, wie alle Finsternis der Sünde weichen muss!

Satan versucht, den Menschen in der Finsternis festzuhalten. Er selbst ist von Dunkelheit umhüllt, er lebt in ständiger Finsternis und ist darauf aus, die Augen derer zu verblenden, die dem Evangelium nicht glauben. Er herrscht dort, wo das Licht nicht leuchtet und wo die Menschen freiwillig das Licht verwerfen. Sein Reich ist ein Reich der Finsternis. Er ist der Vater der Lüge, und in ihm ist keine Wahrheit. Wer nicht in der Wahrheit lebt und wer sich nicht treu zu Jesus hält, lebt im Herrschaftsbereich Satans. Wer aber zu Jesus
kommt, kommt mit der personifizierten Wahrheit in Berührung und erlebt eine vollkommene Befreiung; denn das Wort Gottes sagt: "Die Wahrheit wird euch frei machen!“

Wer im Lichte wandelt, hat Gemeinschaft mit Jesus und auch mit seinen Brüdern und Schwestern. Das ist die wahre Gemeinschaft der Heiligen. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, aber in der Finsternis wandeln, lügen wir. So ernst redet das Wort Gottes. Wir sollen aber nicht nur Gemeinschaft mit Gott und Seinen Kindern haben, sondern auch die Gemeinschaft derer meiden, die bewusst in der Finsternis leben wollen. Uns wird geboten, nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen zuziehen Denn was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

Ein Neubekehrter war erstaunt und überrascht, als er feststellte, dass sich drei seiner besten Freunde von ihm gewandt hatten. Da er angefangen hatte, im Licht zu wandeln, haben jene, die das Licht hassten, auch ihn gehasst. Wenn du im Licht unseres Herrn Jesus wandelst, dann wirst du von der Welt scheel angesehen werden. Wenn du aber noch Gemeinschaft mit allen Menschen haben kannst, dann stimmt etwas nicht mit deinem Glaubensleben. Du kannst nicht die Welt lieben und gleichzeitig die Liebe des Vaters haben. Der Segen der Gegenwart Gottes kann nur dann dein Herz erfüllen, wenn du im Sonnenschein Seiner Gnade und im Lichte Seines Wortes wandelst.
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Wo ist das Piccolo.  C. ten Boom


Gott will, dass wir Ihn preisen, wie unsere Umstände auch sein mögen. Das erinnert mich an einen berühmten Dirigenten. Bei einer Orchesterprobe mit Hunderten von Musikern, Instrumenten und einem gewaltig großen Chor, der von einer Orgel begleitet wurde, bei der alle Register gezogen waren, spielte ein Mann das Pikkolo. Er saß auf einem Plätzchen ganz hinten und dachte: "Auf mich kommt es eigentlich gar nicht an", und hörte auf zu spielen. Plötzlich klopfte der Dirigent ab. Totenstille. "Wo ist das Pikkolo?", rief er. Mit seinem scharfen Gehör hatte er die Töne vermisst.

Wie steht es mit Ihnen? Vielleicht meinen Sie, Sie wären bedeutungslos und lebten in einem verborgenen Winkel. Und doch wartet Gott auf Ihren Lobpreis. Er hört darauf, und die Musik des ganzen Weltalls wird reicher und lieblicher dadurch, dass Sie Ihm das Beste geben, was in Ihnen ist.
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Das Gebet in Jesu Namen. Gebetshindernisse. von Ernst Moderson


Wenn wir in Übereinstimmung mit Jesus beten wollen, so müssen wir auch in Übereinstimmung mit Ihm leben. Das ist eine selbstverständliche Voraussetzung. Wenn unser Leben nicht stimmt, dann wird auch unser Gebet nichts ausrichten.

Dies zeigt uns deutlich die Stelle Jesaja 59,1-3: “Siehe, des Herrn Hand ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könne, und seine Ohren sind nicht hart geworden, dass er nicht höre."

Wie kam es zu diesem Wort? Man betete in Israel in jenen Zeiten, ja, man betete viel. Aber man erreichte nichts dabei. Man erlebte keine Erhörungen. Da war man schnell bereit - gerade wie heute! - die Schuld dieser fehlenden Erhörungen auf Gott zu schieben. Gott kann nicht mehr so in das Leben der Menschen und in die Geschicke der Völker eingreifen, wie er das früher konnte. In das Leben eines Abraham, eines Mose hat Er einst ganz persönlich eingegriffen, - aber das geht jetzt nicht mehr so wie früher.

Und Gott hört auch nicht mehr so wie früher. Seine Ohren sind hart geworden, schwerhörig geworden vor Alter, so dass Er nicht imstande ist, sich so um die Menschen zu kümmern wie vorzeiten.

So dachte man. Man gab Gott sie Schuld an den ausbleibenden Gebetserhörungen. Demgegenüber erklärt der Prophet aufs bestimmteste: „Siehe, des Hern Hand ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, dass er nicht hörte." An Gott liegt die Schuld keineswegs. An wem liegt sie denn! Das sagt er in den folgenden Worten. "Sondern eure Untugenden scheiden euch und euren Gott voneinander, und eure Sünden verbergen das Angesicht (nämlich: Gottes) vor euch, dass ihr nicht gehört werdet. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Untugend; eure Lippen reden Falsches, eure Zunge dichtet Unrechtes."

Gott trägt nicht die Schuld, wenn Israels Gebete nicht erhört werden; sondern Israel selbst trägt die Schuld; Israels Sünden hindern Gott, die Gebete zu erhören. Zwei Arten von Sünden werden hier genannt, die Gott hindern, Gebete zu erhören. Die Hände und die Finger, von denen hier die Rede ist, sind ein Bild der Tatsünden; die Lippen und die Zunge ein Bild der Wortsünden. Wenn Tatsünden oder Wortsünden vorliegen, wenn das Leben nicht stimmt, dann wird Gott gehindert, die Gebete zu erhören. "Eure Untugenden scheiden euch und euren Gott voneinander."

Im vorigen Kapitel habe ich gesagt, man könne das Beten mit dem Telefonieren vergleichen. Ich möchte noch einmal zu diesem Gleichnis zurückkehren. Wie manchmal geschieht es, dass man an der Kurbel dreht, um ein telefonisches Gespräch zu beginnen - und das Amt meldet sich nicht. Man mag an seiner Kurbel drehen, so viel man will, das Amt meldet sich nicht. (So war es in der Anfangszeit der Telefonie)

Was ist geschehen? Die Leitung ist gestört. Vielleicht ist ein Ast in die Drähte gefallen, oder was sonst für ein Hindernis eingetreten ist. Die Leitung ist gestört. Man kann nicht telefonieren.

Wir müssen in Übereinstimmung mit Jesus leben. Sonst hat unser Beten keinen Zweck.

Die Heilige Schrift redet von einer ganzen Anzahl solcher Gebetshindernisse. Da ist zum Beispiel 1.Samuel 8,18: "Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der Herr zu derselben Zeit nicht erhören."

Gott wollte selber der König Israels sein. Aber Israel war damit nicht zufrieden. Es sprach gegen Samuel den Wunsch aus, auch einen König zu bekommen, wie alle Heiden haben. Was für eine Beleidigung für Gott lag in diesem Wunsch des Volkes! Aber Gott ging auf das Verlangen des Volkes ein. Israel sollte seinen Willen bekommen. Zuvor aber sagte Samuel dem Volk, dass sie sich nicht wundern sollten, wenn der König seine Macht und seinen Willen geltend machen würde. Sie sollten dann nicht denken, sie brauchten dann nur zu beten, dann werde Gott ihnen den unbequemen König wieder wegnehmen. "Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der Herr zu derselben Zeit nicht erhören!"

Wie oft habe ich die ernste Wahrheit dieses Wortes schon bestätigt gesehen! Wie manche Frau hat mir schon mit Tränen ihr Leid geklagt über den Mann, mit dem sie fürs Leben verbunden war. Man hatte sie auch gemahnt und gewarnt. Aber sie hatte sich nicht mahnen lassen. Man hatte ihr gesagt: Er ist ja nicht bekehrt!  Und es steht doch geschrieben' dass man nicht am fremden Joch ziehen soll mit den Ungläubigen. Aber – sie schaute auf die gute Stellung, die er bekleidete, sie hielt den Bund mit ihm für eine „gute Partie“ und setzte sch über die Mahnungen hinweg. Bei einer Unterredung hatte er versprochen, er werde ihr keinerlei Hindernisse in den Weg legen, sie dürfe ruhig in die Versammlung gehen. Ja, er hatte noch mehr gesagt. Er hatte gesagt: wenn sie nein sage, so würde er ganz in die Welt zurückgehen, und dann sei sie schuld daran, wenn er verlorengeht. Aber wenn sie ja sage, dann würde sie mit dazu beitragen, dass seine Seele auch zum Frieden komme.

Damit war dann die Sache entschieden. Nun sah es doch geradezu als ein gutes Werk aus, wenn sie ja sagte. Und sie tat es.

Und nun? Wie sah es nun in der Ehe aus? Ach, kein Friede und kein Glück! Sie hatte es längst aufgegeben, in die Versammlung zu gehen. Denn sie merkte jedesmal, wenn sie davon sprach, wie unangenehm ihm das war und wie verstimmt er dadurch wurde. Und die Hoffnung, seine Seele retten zu können? Ach, wie konnte sie seine Seele retten, wo ihr eigenes Innenleben immer mehr zurückging!

O was für ein Martyrium erträgt manche Frau an der Seite ihres Mannes! Und zu wissen, es dauert das ganze Leben hindurch - wie schwer ist das! Denn es gibt keine Verheißung, dass sich der Mann bekehren wird, wenn die Ehe unter solchen Umständen eingegangen wurde, dem klaren Worte Gottes zuwider.

Etwas ganz anderes ist es, wenn die Frau sich erst in der Ehe bekehrt. Dann kann sie sich auf die Verheißung stützen: "Glaube an den Hern Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig!"

Aber wenn man in die Ehe gegangen ist, obwohl man wusste, dass Gottes Wort eine solche Ehe nicht gutheiße, dann wird das Wort in erschütternder Weise wahr: "Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der Herr zu derselben Zeit nicht erhören!"

Weitere Gebetshindernisse sind: Hartherzigkeit und Unbarmherzigkeit. In Sprüche 21, 13 heißt es: "Wer seine Ohren verstopft vor dem Schreien des Armen, der wird auch rufen und nicht erhört werden."

Wie selbstverständlich und einleuchtend ist das! Wer sein Ohr verschließt gegen die Bitten des Armen, der findet auch Gottes Ohr verschlossen, wenn er sich an Ihn wendet. Der Hartherzige kann sich sein Beten Sparen. Er wird nicht erhört werden, so steht geschrieben.

Ein Haupthindernis des Gebets nennt Jesus in der Bergpredigt in den bekannten Worten Matthäus 5, 23-24:. „Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas wider dich habe, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe!" Das Gebetshindernis, auf das hier der Herr Jesus hinweist, ist die Unversöhnlichkeit und Unverträglichkeit. Wer mit einem anderen in Zwist und Zwietracht lebt, der verhindert dadurch die Erhörung seiner Gebete. Den fordert der Herr auf, das Opfer am Altar zu lassen und zuerst hinzugehen und die Sache in Ordnung zu bringen.

Ist es vielleicht so bei dir, dass du mit irgend jemand verfeindet bist? Dann gehe hin und versöhne dich mit ihm! Tue den ersten Schritt! - Geh den untersten Weg! "Ist es möglich so viel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden!“ Es kann sein, dass dein Gegner die dargebotene Hand der Versöhnung nicht annimmt. Aber tue du, was du kannst! Sieh du zu, dass du die alte Sache geordnet, der leidige Zwist aus der Welt geschafft wird!

Sonst - ist all dein Beten unnütz und zwecklos! Wie wichtig dem Herrn Jesus diese Sache ist, geht draus hervor, dass Er sie auch in das "Gebet des Herrn" hineingebracht hat. Er lehrt uns ja beten:.. Vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben!"

Man hat diese Bitte mit Recht "die gefährliche Bitte“ genannt. Denn wenn man sie betet mit einem unversöhnlichen und unverträglichen Herzen, dann - betet man sich in die Hölle damit. Fordert man doch darin von Gott, Er solle uns geradeso vergeben, wie man selbst auch vergebe. Ist man also nicht zur Vergebung bereit, dann bittet man Gott, Er möge - auch nicht vergeben! Was für eine gefährliche Bitte! Ich weiß von einem Mann, der einen Zwist mit einem Verwandten, seinem Neffen, hatte. Von seinen Angehörigen gebeten, ihm doch zu vergeben, erklärte er: "Ich habe ihm alles vergeben, aber er soll mir nicht mehr unter die Augen kommen! " Man sagte ihm, dann habe er nicht wirklich vergeben. "Doch," sagte er, "ich habe ihm vergeben, aber ich will ihn nicht mehr sehen.“

Jahre vergingen. Da legte sich der Mann zum Sterben. Seinem Pastor, der ihn besuchte, sagte er, er freue sich, bald heimzugehen und aus dem Glauben ins Schauen zu gelangen. Der Prediger schwieg. Das fiel dem Kranken auf. „Meinen Sie das etwa nicht?", fragte er. "Nein," antwortete der Prediger, "Sie werden nicht zum Schauen gelangen!"

"Aber warum denn nicht!“

"Sie haben alle Tage das Vaterunser gebetet. Darin haben Sie immer wieder gesagt: "Vergib uns, wie wir vergeben!“ Wie haben Sie denn Ihrem Neffen vergeben? Sie haben ihm so vergeben, dass er Ihnen nie unter die Augen hat kommen dürfen. Sie müssen sich nicht wundern, wenn Gott Ihr Gebet erhört. Er vergibt Ihnen, aber sehen werden Sie Ihn ebensowenig dürfen, wie Ihr Neffe Sie sehen durfte!“

Als der Prediger wieder zu dem Kranken kam, - wen fand er an seinem Bette? Den Neffen! Nun hatte er kommen dürfen. Nun war erst richtig vergeben.

Liebes Herz, wie steht es mit dir? Hast du auch noch irgendeine bittere Wurzel in deinem Herzen! Bring die Sache in Ordnung! Lass dir sagen, was der Herr Jesus gesagt hat: "So ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater auch eure Fehler nicht vergeben!" (Matthäus 6,14-15).

Fortsetzung folgt
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Ein Ruf zur Anbetung.  Zelma Argue

Es ist nötig, dass wir Gott anbeten. Es ist nötig, dass wir uns Ihm in heiliger Ehrfurcht und Bewunderung nahen. Die beste Möglichkeit ist die Anbetung. wir bedürfen ihrer Lieblichkeit, ihres Trostes, ihrer Wonne und ihrer Gemeinschaft. Kinder Gottes brauchen Freude, damit sie nicht matt am Wege liegenbleiben.  Anbetung bringt Freude und Begeisterung. Anbetung versetzt uns in das rechte Verhältnis zu Gott und dem Nächsten. Wir sind gebrechlich, gering und unwert; aber Er ist mächtig, erhaben und würdig.

Anbetung ist Gehorsam gegen das erste Gebot, das Jesus als das größte bezeichnet hat. Durch die Anbetung beweisen wir, dass wir Gott mit der ganzen Kraft und Inbrunst unseres Seins lieben. Jeder von uns ist wie eine Speiche eines Rades. Wir kommen aus verschiedenen Richtungen und haben verschiedene Ansichten. Wie sich nun die Speichen im Zustreben auf die Nabe gegenseitig nähern, so nähern wir uns durch die Anbetung unserem Heiland und einer dem andern in unaussprechlicher himmlischer Gemeinschaft.

Gott existiert in der Anbetung. In der Bibel steht, dass Er unter dem Lobe Seines Volkes wohnt. Wenn wir Gott anbeten, dann ziehen wir uns von allen Ablenkungen und Zerstreuungen des Alltags zurück; wir verlieren uns in Ihm; wir gehen in die wahre Heimat der Seele ein. Anbetung ist die Beschäftigung des Himmels. Jesaja schaute jenen heiligen Ort und sah die Seraphim, die mit ihren Flügeln ihre Angesichter bedeckten und die ausriefen: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth" Es wir uns berichtet, dass die Türpfosten von der Stimme der Anbetung bebten. Hesekiel fiel auf sein Antlitz, als er am Fluss Chebar die Herrlichkeit des Herrn schaute.

Johannes sah auf Patmos die Schar der Erlösten. „Das Lamm ist würdig!" war ihr Ruf, und eingegliedert in die Scharen der Engel standen sie dort und gaben Gott Ehre und Anbetung. "Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob und Dank sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Wie das Rauschen großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner erhob sich ihre Anbetung. Dieses sind flüchtige Blicke in denHimmel. Aber auch wir dürfen Gott anbeten. Auf diese Weise erleben wir schon jetzt einen Vorgeschmack der Herrlichkeit des Himmels, der Freude und Wonne, die unser wartet.

Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben, wird uns gesagt; und die Liebe ist die größte unter ihnen! Unser Glaube kann hier durch schwere Prüfungen gehen; aber am anderen Ufer wird er sich in Schauen verwandeln. Unsere Hoffnung kann hier lange auf sich warten lassen; aber in der Ewigkeit wird sie Wirklichkeit werden. Wenn wir aber unser Herz in der Liebe üben, dann ist die Anbetung Gottes schon jetzt die wahre Heimat der Seele. Wir brauchen nicht erst auf die Ewigkeit zu warten, damit unser müdes Herz zur Ruhe kommt. Die Anbetung Gottes ist schon jetzt die verborgene Quelle unserer Stärke; und in alle Ewigkeit wird sie unsere freudigste Beschäftigung bleiben.
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07 Juli 18 Sieg des Kreuzes .pdf
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