Weihnachtsgeschenk Gottes. Oscar Lardon

 

Es ist wunderbar, dass bei uns Weihnachten nie mehr aufhört! Wenn wir an Weihnachten den-ken, dann denken wir gewöhnlich an Geschenke. Aber Gott hat uns das größte Geschenk, die Gabe aller Gaben, gegeben. Wer in Wahrheit Weihnachten zu feiern gelernt hat, wer diese Gabe Gottes für sich in Anspruch genommen hat, der hat eine Gabe empfangen, die dauernd gibt und  die ständig mehr gibt.

 

Das ist das Herrliche!

 

Es ist sehr  bezeichnend, was wir in  der Offenbarung lesen. Dort ist die Rede von den beiden Propheten, die von Gott Zeugnis ablegten. Als dann das Tier,  der Antichrist, aus dem Abgrund aufstieg und sie überwältigte, haben sich die Menschen der Welt gefreut und sich gegenseitig Geschenke gemacht. Die wahre Gabe Gottes haben sie von sich gewiesen, weil sie als das Licht in  die Welt gekommen ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht. Solange es nur um eine Form der Gottseligkeit geht, halten sie daran fest. Aber die wahren Propheten wurden getötet. Ihre Leichname blieben auf der Gasse liegen und die Leute haben sich darüber lustig gemacht. Genauso ist es  heute. Das Christentum steht da als eine tote Form. Viele kennen es nur noch zu Weihnachten oder zu Ostern. Aber was nützt das?

 

Die wahre Weihnachtsgabe ist die Gabe Gottes. "Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!" Diese Freude muss auch dir widerfahren! "Euch ist heute der Heiland geboren." Das ist die unaus-sprechliche Gabe Gottes. Das, was der Welt fehlte, hat Gott gebracht. Halleluja! Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott das Heil der Welt. Und dieses Heil ist in seinem Sohn - nicht in einer toten Form. Es ist auch nicht in einer Religion oder in einem Glaubensbekenntnis, sondern in dem Annehmen dieser göttlichen Gabe.

 

Davon sprach der Heiland auch zu jener Frau am Brunnen Samarias. Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der mit dir redet, dann würdest du diese Gabe für dich in Anspruch nehmen! Und es wird eine Gabe sein, die ständig gibt. Wer das lebendige Wasser empfangen hat, braucht nicht mehr zu pumpen. Jesus spricht hier von nichts anderem als von dem kostbaren Heil, das er selbst ist.

 

Auch uns ruft er zu: Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an! Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! Und mit all deinen Weihnachtsgeschenken verachtest du die große Gabe - Mich selbst. Ich stehe vor der Tür. Ich bin gekommen, damit du reich werdest, indem du Gold von

mir kaufst.

 

O wie herrlich ist doch das Zeugnis, wenn ein Mensch sagen kann: "Ich habe Dich, was will ich mehr!" Aber wir müssen dazu Stellung nehmen. "Raum und Zeit für Erdenfreuden; aber für den Schmerzensmann hast du keinen Raum im Herzen, der so viel für dich getan!" Nein, da muss diese Gabe auf-genommen werden! Nur dann gibt sie mir das, was Gott für mich bestimmt hat: einen Heiland, der mir von Gott gemacht ist; einen Heiland, der heilt; einen Retter, der durch und durch rettet; einen Erlöser, der mir von Gott zur Gerechtigkeit gemacht, ist. Wisst ihr, dann prahlt  man nicht  mehr mit seiner eigenen Gerechtigkeit.

 

Wo die Sünde uns besudelt hat, da  hat uns sein  teures Blut weiß gemacht wie  Schnee. Wo die Sünde uns versklavt hat, da herrscht letzt der Herr Jesus Christus, der auferstandene Sohn Gottes. Wo wir machtlos gewesen sind, da offenbart er die überschwängliche Größe seiner Kraft, wenn wir glauben. Wenn du eine solche Gabe verachtest, dann bedeutet dies, dass du dein Heil verachtest. "Wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten?" Das ist ein Heil, das man nicht selbst fabrizieren kann und auch nicht selbst zu fabrizieren braucht. Jesus hat es vollbracht. Wir haben immer gemeint, wie hätten ihn gesucht, aber in Wahrheit hat er uns gesucht. Der gute Hirte lässt die neunundneunzig Selbst gerechten in der Wüste. Mit denen kann er nichts anfangen! Er geht hin und sucht dass eine, das verloren ist.

 

O herrliche Weihnachtsgabe! Sie stellt alle anderen Gaben in den Schatten. Die  haben keine Bedeutung mehr. Alles  andere, ja die ganze Welt, ist mir gekreuzigt, weil ich den Auferstandenen als meinen Heiland aufgenommen habe. „Wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her und trinket!" Und wer getrunken hat, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dann haben wir nicht nur Leben, ewiges Leben, sondern wir bringen auch Frucht für das Reich Gottes. "Dass ihr dienet dem lebendigen und wahren Gott  und wartet seines Sohnes vom Himmel!"

 

Hier ist der Himmel. Hier ist das Reich Gottes. Es ist bei mir schon eingezogen. Der König ist jetzt auf dem Thron meines Herzens. Das ist es, was der Engel meint, wenn er sagt: "Euch ist  heute der Heiland geboren." Er ist der Einzige, der retten kann. Jesus kommt aber nicht nur als unser Erretter, sondern er kommt auch als der Christus, der mit Geist und Feuer tauft. Wir sind Gott dankbar, dass heute Tausende von Menschen für diese Wahrheit aufwachen. Der Geist Gottes weckt sie auf. In allen Kirchen und Gemeinden gibt es Leute, die herzukommen und aus diesem Strom trinken. Und jetzt fließen Ströme lebendigen Wassers von ihrem Leibe. 

 

Es ist in der Welt eine gewaltige Zeitangebrochen. Weißt du warum? Weil die Brautgemeinde jetzt den Ruf gehört hat: "Der Bräutigam kommt! Gehet aus, ihm entgegen!" Aber der Engel hat auch gesagt: "Er ist der Herr, der König, in  der Stadt Davids." Darin besteht die große Gabe Gottes. "Es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“

 

Das ist ein  ewiges Reich. Es kommt nicht mit äußerlichen Gebärden, sondern es offenbart sich dort, wohin es gehört - in unserem Herzen. Dort, wo der Satan geherrscht hat, da herrscht jetzt der König der Herrlichkeit durch Liebe,  Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Wer hat dafür ein Herz? O, dann komm herzu und nimm diese Gabe für dich in Anspruch. Du kannst deinem Gott keine größere Freude machen als die, dass du den annimmst, den er gesandt hat.

 

_________________________________________________________________

 

Eine Weihnachtsaussprache mit Jesus. Samuel Keller

 

Es war lange vor Weihnachten. Ich lag schlaflos da und dachte an meine Weihnachtsnummer. Offen gestanden: Ich betete für sie. Es werden vielleicht zwanzigtausend Menschen dieses Blatt in die Hand bekommen. Wie kann ich allen ein Segen sein? Wie kann ich allen eine wahrhafte Weihnachtsfreude machen? Würde es ihnen, die doch alle schon irgend welche Beziehungen zu Jesus haben, nicht am liebsten sein und wirklich wohl tun, wenn sie etwas Liebes, Freundliches über Ihn, der im Mittelpunkt ihres  Interesses steht, über Jesus, hörten?

 

Also, lieber Herr Jesus, jetzt bitte ich Dich, gib mir irgendein Wort für mich und für sie alle, damit meine ganze Lesergemeinde wie mit einem elektrischen  Schlag spürt: Das tut uns wohl! Wenn Deine Güte  schon sonst alle Morgen neu ist, was für eine Freundlichkeit hast Du dann für dieses Weihnachtsheft für uns alle bereit? Was ist Dein Weihnachtsgeschenk für die Menschen, die dieses Blatt mit großem Verlangen lesen?

 

Da zog eine Menge von Bibelsprüchen und Weihnachtsliedern an meinen inneren Augen vorüber. Aber es ging mir mit ihnen wie mit Isais Söhnen, die an Samuel vorüberzogen: Der Herr hatte ihrer keinen erwählt! Anschließend war in mir eine große Stille, in der ich lauschend und wartend dalag. Aber ich vernahm keine Stimme noch Antwort!

 

Erst in der nächsten Nacht, als meine Gedanken und Bitten sich in derselben Richtung bewegten, war plötzlich die Erleuchtung da. Ich musste aufspringen und Licht machen und die Hauptsache niederschreiben. Es war wieder einer jener Augenblicke, wie ich  sie oftmals erlebt hatte. Es war, als ob mich der Herr fühlbar nahe sei und ich eine heilige Schauer Seiner Nähe verspürte. Mit meinen eigenen Ohren hörte ich nichts, und doch war es, als spräche Er selbst vernehmlich zu mir. Sein Antlitz sah ich nicht; aber die Eindrucke  Seiner Worte kamen mir so deutlich zu Bewusstsein, dass meine ganze Seele bebte. Denn eigentlich schalt Er mich!

 

"Was betest du da? Ja, du hast allmählich beten gelernt und du betest viel. Aber merkst du nicht, wie du Mich mit vielen deiner Bitten herabsetzt? Ich muss dir alles mögliche sein: dein Bäcker, der dir Brot besorgt; dein Schneider, der dir Stoff zum Anzug verschafft; deine Bank, von der du Geld beziehst; dein Arzt, der dir in den leiblichen Nöten und in den Gebrechen des Alters helfen soll. Und so gibt es noch viele andere Dinge, die du von Mir verlangst. Nebenbei kann das alles gut sein; aber es ist nicht die Hauptsache.

 

Gewiss, manchmal bittest du auch um Vergebung oder um Siegeskraft über eine Sünde. Du bittest um einen neuen Gedanken für deine Arbeit oder um eine besondere Hilfe für deine Freunde. Dabei hältst du dich für sehr fromm und meinst, zwischen dir und Mir sei alles in Ordnung. Merkst du denn gar nicht, dass das Verhältnis, in dem du zu Mir stehst, unvollkommen und unreif bleibt?

 

Das ständige Kommen mit den leeren Körben deiner Wünsche darf doch nicht die Hauptsache deines Umgangs mit Mir sein. Auf der Anfangsstufe des christlichen Lebens bin Ich gern bereit, durch das Darreichen der erbetenen Gaben den Glauben zu stärken. Aber schließlich muss doch ein innigeres Verhältnis zwischen zwei Personen eintreten, die sich wahrhaft lieb haben. Als sich Mein Jünger Johannes an Meine Brust lehnte, sprach er kein Wort und äußerte er keinen Wunsch. Ich liebe nicht deine kleinen Alltagsinteressen, sondern dich! Und genauso musst du dahin kommen, deine Freude nicht in Meinen Geschenken, sondern in Meiner Liebe zu finden.

 

Wenn Ich dir begegnen soll, muss Ich dir die Hauptsache sein! Du musst mehr Andacht, mehr uneigennützige Liebe zu Mir haben, so dass du wirklich nur Mich willst. Du sehnst dich zu wenig nach dem Alleinsein mit Mir. Glaube Mir, Ich habe dir köstlichere Geheimnisse und Segnungen mitzuteilen als die Hilfe in finanziellen Nöten, bei leiblichen Schmerzen oder bei der Versuchung zur Sünde. Es soll Feiertage zwischen dir und Mir geben, in denen Ich dein Lobgesang und dein Heil, dein Licht und dein Jauchzen bin.

 

Was willst  du in der Ewigkeit machen, wenn du jetzt nicht eine Stunde mit Mir allein sein kannst, um dich Meiner zu freuen? Wenn Ich dich solcher Liebe würdige, dann erwarte Ich, dass du in gleicher heiliger Liebe Mir begegnest. Vergiss das Papier, in dem die Geschenke eingewickelt waren, die Ich dir gebracht habe. Bin Ich in Wahrheit dein Geschenk, dann sollst auch du Mein  Geschenk sein! Soll Ich Meine Schönheit vor dir nicht verbergen, dass musst auch du dich mit deiner ungeteilten Hingabe Mir überlassen. 

 

Ist dir Meine Liebeserklärung nicht groß und deutlich genug? Habe Ich seit deiner Bekehrung etwas unterlassen, dass dir den Beweis geliefert hätte, dich nicht geliebt zuhaben? Wenn deine Liebe zu Mir reiner und reicher wird, dann wird auch deine Erkenntnis Meines Wesens und Willens eine neue Klarheit und Tiefe erlangen. Das Böse lernt man erst richtig kennen, wenn man es hasst und ihm widersteht. Mich aber lernt man kennen, indem man Mich liebt und sich Mir hingibt. Dann bleibt es nicht aus, dass Meine Liebe dich adelt und reifer macht. Du bist dann so abgeklärt, dass du immer weniger nach diesen äußeren Dingen fragst, auch nach den guten, die Ich, dir einst geschenkt habe.

 

Wenn du nur noch für Mich da bist und ohne unser Liebesverhältnis nicht mehr leben kannst, dann hast du auch keine Ursache, über Mangel an Gnade und Liebe zu klagen. War es nicht dein Ordinationsspruch: "Habe deine Lust an dem Herrn;  der wird dir geben, was dein Herz wünschet"?

 

In diesem Augenblick schlug irgendwo eine Tür zu, und ich fuhr hoch. Ich zitterte vor Kälte, aber auch vor innerer Erregung, und ging schnell wieder ins Bett. Unter Tränen redete ich noch lange betend und dankend mit Jesus, der mir klar gemacht hatte, wie sehr Er mich liebt.

 

Liebe Seele, willst du jetzt nicht einmal die Augen schließen und Jesus anschauen und zu Ihm sagen: „Jesus, ich danke Dir, dass Du mich trotz aller Mängel und Gebrechen wirklich lieb hast." Er selbst sagt uns in Seinem Wort: "Wie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch; bleibet in meiner Liebe! Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

 

_________________________________________________________________

 

Es ist ein Ros' entsprungen aus einer Wurzel zart,

Wie uns die Alten sungen, aus Jesse kam die Art

und hat ein Blümlein bracht, mitten im kalten  Winter,

wohl zu der halben Nacht.

_________________________________________________________________

 

Der Stern von Bethlehem und der helle Morgenstern

 A. B. Simpson

 

Zu Beginn ihrer Reise gab der Stern von Bethlehem den Weisen nicht das  ganze Licht, das sie schließlich fanden. Es war einfach das Licht, das sie für ihren Weg brauchten - Schritt für Schritt. Vielleicht hat es Monate oder gar Jahre gedauert, bis sie ihre Reise beendet hatten. Zweifellos hat sie von Anfang an der Stern geführt; aber er führte  sie nur Tag um Tag, so wie es ihre Wegleitung erforderte. Es war nicht so, dass er sie ununterbrochen bis zum Ende geführt hat und  dann über dem Ort ruhte, wo das Kindlein lag. So verhält  es sich auch mit dem Licht, das uns Jesus im Blick auf Sein Kommen gibt. Es reicht nicht aus, um den Tag oder die Stunde voraussagen zu können; aber es ist genug, um uns zuzubereiten, damit wir mit  geschmückten und brennenden Lampen und reinen, weißen Kleider Ihm begegnen können. In anderen Worten: Es ist das Licht, das wir mehr für unseren Dienst als für unser Nachsinnen brauchen. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, ständig über alle Einzelheiten der Wiederkunft Jesu zu reden, sondern vielmehr darin, das Werk zu vollenden, das Er uns hinterlassen hat. So folgen wir Ihm Schritt für Schritt, während Er uns führt, bis wir Ihm begegnen.

 

Das Licht des Sterns von Bethlehem hat sie nicht daran gehindert, um mehr Licht zu bitten. Wir sehen, wie sie die bekehrten von Jerusalem befragten und die Prophezeiungen erforschten, um mehr Klarheit zu bekommen. Hier waren es die Schriftgelehrten, die ihnen weiterhelfen konnten. Und das gesamte Licht wies sie den Weg nach Bethlehem. 

 

Die Gläubigen, die unter einer klaren übernatürlichen Leitung von oben stehen, werden auch im Blick auf das Kommen des Meisters das Wort Gottes für eine klare Leitung und Belehrung am aufrichtigsten erforschen. Es ist eins der zuversichtlichsten Zeichen für den Tag der Wiederkunft Jesu, dass der Geist der Ehrfurcht vor dem Wort Gottes den Wartenden erfasst und das Licht zur vollen Entfaltung bringt.

 

Noch nie hat es so viele Menschen wie heute gegeben, die auf Grund des Wortes Gottes fragten: "Wo ist die Verheißung Seines Kommens?" Noch nie war in den Herzen derer, die nach Jesu Wiederkunft Ausschau halten, eine größere Erwartung als heute; und noch nie haben die echten Nachfolger

Jesu das Wort des Apostels mehr beachtet: "Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen."

 

Der Morgenstern ist nichts Geringeres als der Herr selbst im Herzen der Seinen. "Ich bin der helle Morgenstern'" Er ist der Vorbote Seines Kommens. Christus, der sich im Herzen der Gläubigen verklärt, ist derselbe Christus, der sichtbar vom Himmel erscheint. Dem äußerlichen Kommen Jesu in Herrlichkeit muss die Offenbarung Seiner Gegenwart in Seinen Jüngern vorangehen. Er muss ihnen so real werden, dass es für sie nichts anderes als eine kleine  Veränderung ist, wenn Er sichtbar aus den Wolken des Firmaments hervorbricht. Für den Leib, der schon durch sein Innewohnen lebendig  gemacht ist, erfordert es nur eine geringe Verwandlung, um sich auf Aderflügeln emporzuschwingen und Ihm in der Luft" zu begegnen.

 

Das ist genau das, was der Apostel meint, wenn er von dem Geheimnis redet, das "verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her", und "von dem herrlichen Reichtum dieses Geheimnisses", das er  zu seinem Verkündigungsauftrag gemacht hatte: "Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit!" Es ist nicht nur "Christus in euch“ sondern es ist auch diese innere Erfahrung, die mit der Erwartung der Wiederkunft Jesu eng verbunden ist. Es geht nicht um eine Neubelebung der Wahrheit, auch nicht der Heiligkeit, der göttlichen Heilung oder der Reichsgottesarbeit, sondern um das Wahrnehmen Christi, das Offenbaren Seiner Gegenwart und Herrlichkeit im Herzen der Seinen.

 

Diese Offenbarung wird in uns mehr und mehr lebendig und kräftig, bis Christus alle Phasen unseres Lebens und Dienstes ausfüllt. Nur so kann die Offenbarung Seiner Person und Seiner Herrlichkeit in uns zu einer Offenbarung des kommenden Königs werden.

 

Mögen wir sehr nahe in der Gegenwart leben, die sich her abgelassen

hat, um uns zu begegnen. Dann werden wir an jenem glorreichen Morgen entdecken, dass unser irdisches Kleid abgefallen ist und der Vorhang  weggeschoben wurde und, wie auf dem Berg der Verklärung, die Herrlichkeit der Erscheinung des Herrn offenbar geworden ist.

 

_________________________________________________________________

 

 

Die dem Licht folgen. E. Fidellow

 

 Aus dem biblischen Bericht über die Geburt Christi ersehen wir eine Wahrheit, durch die wir unseren Stand prüfen können. Wir sehen die religiöse Welt mit ihrem Wissen, aber auch mit ihrer Gleichgültigkeit; wir sehen die Hirten mit ihrer großen Besorgnis um die irdischen Güter; und wir sehen die Weisen, die auf den Erlöser warten und eifrig nach Ihm suchen.

 

"Da Jesus geboren war, siehe, da kamen die Weisen, die seinen Stern gesehen hatten." Diese Männer waren zu der Erkenntnis gekommen, dass dies der Stern des Erlösers ist, Wie sie diese Erkenntnis erlangt haben, ist uns nicht bekannt; aber wir wissen, dass sie auf die Erscheinung gewartet hatten. Alle, die heute auf die Wiederkunft Jesu warten, werden auch das Licht darüber erhalten. Als das Licht den Weisen das Kommen Christi offenbart hatte, trafen sie sogleich Vorkehrungen für ihre Reise. Sie zogen aus und folgten dem Licht, das andere Menschen nicht wahrgenommen hatten.

 

Ihre Reise ging durch Flüsse und Wüsten; aber das Licht blieb bei ihnen; es wies ihnen den Weg. Sie folgten dem Licht bis zur Stadt Jerusalem, dem religiösen Mittelpunkt der Welt. Dort, unter den religiösen Leuten, so meinten sie, würden sie bestimmt erfahren, wo Er, der neugeborene König der Juden,

zu finden ist. Sicher würden die Hohenpriester und Schriftgelehrten fähig sein, den Weisen zu  sagen, wo der König geboren wurde. Sie würden den Weisen die Schriftstelle zeigen können, die den Messias - den Heiland der Welt - verheißt.

 

Als nun die Weisen bei ihnen  erschienen, waren sie alle bestürzt - der König, die Priester, die Schriftgelehrten und ganz Jerusalem -, weil plötzlich Fremde auftauchten und nach ihrem König forschten. Jene, die die verborgene Wahrheit Seiner Geburt kannten, waren weder daran interessiert noch haben sie darauf gewartet.

 

Diese Weisen waren keine Bettler, sondern Männer von Stand und Würde, und gerade das hat die Bestürzung über ihr Suchen nach Christus verursacht. Wären es Bettler gewesen, hätte man sie bestimmt nicht an den Hof zu Herodes gerufen, wo er selbst ihnen eine Unterweisung erteilte. "Und er wie  sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass ich auch komme und es anbete."

 

Hätte Herodes wirklich den Wunsch gehabt, den König anzubeten, dann wäre er längst hingegangen; denn in Jerusalem gab es gewiss etliche, denen die Bedeutung des Lichtes nicht verborgen war. Er aber hatte nur ein einziges Verlangen: die kostbare Gabe Gottes zu vernichten. "Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war.“

 

In Lukas 2, 8 lesen wir, dass in derselben Gegend Hirten auf dem Felde waren, die ihre Herde hüteten. Es waren gute, aufrichtige und hart arbeitende Männer,  die achtsam die Güter dieser Welt bewachten. Aber sie hatten nicht auf den Erlöser gewartet. "Und  siehe, der Engel des Herrn trat zu ihnen, und

die Herrlichkeit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr." Gott kam zu diesen Menschen in einer besonderen Erfahrung. Zuerst musste er sie beruhigen; dann verkündigte Er ihnen die Botschaft von Seiner großen Gabe; und schließlich gab Er ihnen ein Zeichen. 

 

"Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte  sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend . . . Da  sie es  aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches  zu ihnen von diesem Kinde  gesagt war." Das Zeichen stimmte. Die Erfahrung war echt. Nachdem aber die Hirten das Kindlein gesehen hatten, kehrten sie wieder um. Sie lobten und priesen Gott für dieses schöne Erlebnis.

 

Im Gegensatz dazu  standen die Weisen, die hoch erfreut waren, als sie das Licht sahen. Es war nicht das Licht, das  sie gesucht hatten. Das Licht hatte nur eine Aufgabe gehabt: die Weisen zu Christus zu führen. Viele mühsame, beschwerliche Meilen waren sie dem Lichte gefolgt. Als nun das Licht still stand, freuten sie sich nicht, dass ihre Reise beendet war; denn sie mussten ja noch weitergehen. Sie mussten in das Haus eintreten, in dem Jesus war. Dort sahen sie das Kindlein mit Maria, Seiner Mutter. Sie fielen vor Ihm nieder und beteten Ihn an. Dann öffneten sie ihre Schätze und reichten Ihm ihre Gaben - Gold, Weihrauch und Myrrhe - dar.

 

Das Gold versinnbildlichte das Ausliefern ihres irdischen Besitzes, der Weihrauch das Darbringen wahrer Anbetung und die Myrrhe, die sie freiwillig dem Erlöser brachten, bezieht sich auf das Leiden und Sterben ihres Lebens. Zuerst fielen sie vor Ihm nieder und beteten ihn an. Dann öffneten sie ihre Schätze als Zeichen, dass sie sich Jesus, ihrem Herrn, öffneten. Und schließlich reichten sie ihre Gaben als Symbol ihrer persönlichen Hingabe dar.

 

Zwischen den Weisen und den Hirten ist eine große Kluft - so  groß, wie der Unterschied zwischen Fleisch und Geist ist. Die wahren Kinder des Lichts, die Weisen aus einem "fremden Lande", folgen dem Licht - nicht Zeichen oder Gefühlen, nicht Wundern oder Träumen, obwohl die Zeichen dann noch kommen! Sie folgen denen, die da glauben! Die Weisen wurden nach ihrer Begegnung mit Jesus in einem Traum ermahnt, nicht zu Herodes zurückzukehren.

 

Die Hirten waren aus einer kurzen Entfernung auf Grund eines Erlebnisses gekommen, während  die Weisen viele Meilen auf Grund ihrer Erkenntnis  gereist waren. Der weite Weg ihres Suchens hat dazu gedient, ihre Herzen für eine Begegnung mit Jesus zuzubereiten; aber eigentlich war es ihre Erkenntnis, die diese Männer schon vor antritt ihrer Reise vorbereitet hatte. Als sich die Hirten auf den Weg machten, um das Zeichen zu suchen, nahmen sie keine Gaben mit; sie hatten auch nicht genügendZeit, ihre Herzen für die Anbetung vorzubereiten.

 

Unser Gehorsam dem erkannten Licht Gottes  gegenüber befähigt uns zu unserer weiten und oft beschwerlichen Reise. Unsere wahre Gotteserkenntnis bereitet unsere Herzen für die Fülle Christi zu. Und schließlich werden wir veranlasst, Ihm ungeteilt  unser Leben auszuliefern und unsere Schätze darzubringen.

 

 

________________________________________________________

 

Das Volk, das im Finstern wandelt,

sieht ein großes Licht;

und über die da wohnen im finstern Lande,

scheint es hell. Du macht des Volkes viel;

du machst groß seine Freunde. Denn du hast

das Joch ihrer Last und den Stecken des

Treibers zerbrochen.

 

Jesaja 9,1-3 

________________________________________________________

 

 

Heiligabend 1941.  Dr. D. H.  C. Read

 

In Europa war es bitter kalt. Ich kann mich noch gut daran erinnern: denn ich befand mich damals in einem deutschen Kriegsgefangenenlager in Frankreich. Wir hatten wenig zu essen und so gut wie nichts zum Heizen. Und doch geschah an diesem Nachmittag etwas Eigenartiges.

 

Etliche deutsche Soldaten kamen ins Lager und schleppten einen großen  Weihnachtsbaum herein. "Befehl des Kommandanten“, sagten sie, während  sie ihn in der Mitte des Lagers aufstellten und mit Kerzen schmückten. Wir blickten aus unseren Baracken hinüber zu dem Baum und hatten wehmütige Gefühle.

 

Als ich dann später am Baum vorüberging, hörte ich wie ein hervorragender Tenor das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" sang. Ich öffnete die Tür dieser Baracke, in der verwundete Gefangene lagen – etliche ohne Beine, andere  ohne Arme. Sie alle waren auf den Flur gefahren worden, um dem Gesang lauschen zu können. In der Mitte stand der deutsche Offizier in voller Uniform, mit Gewehr und Bajonett. Er war es, der dieses Weihnachtslied sang. Es war  sein Weihnachtsgeschenk an den verwundeten Feind.

 

Gegen Mitternacht ging ich ins Büro des Kommandanten. Als Lager-dolmetscher hatte ich das Recht, zu ihm zu gehen, obgleich normalerweise nicht zu einer solchen Stunde. Ich öffnete die Tür. Der Kommandant, ein älterer Mann, zu alt, um an die Front geschickt zu werden, schaute ein wenig bestürzt auf. Er war gerade dabei, die letzt Kerze seines Adventskranzes anzuzünden.

 

Er versuchte, sich recht militärisch zu geben, und forderte nach meinem Begehr. Ich zog eine handgearbeitete Weihnachtskarte aus meiner Tasche hervor, die ich ihm im Namen der Gefangenen geben sollte. und überreichte sie ihm schweigend. So standen wir uns einige Augenblicke still gegenüber – offiziell Feinde, jeder seinem Lande treu ergeben, der eine bis zum Hals mit Fluchtplänen erfüllt, der andere beordert, sie zu vereiteln.

 

Er wusste, dass ich Geistlicher war; und ich wusste, dass er ein Christ war. Wir beide wussten, dass es eine menschliche, ja eine göttliche Liebe gibt, die uns über allem Hass und Schrecken des Krieges vereinte. Im Lager war es still geworden; nur ein Flugzeug flog über uns dahin. Es war Mitternacht. Wir lächelten beide und sagten: „Fröhliche Weihnachten", und ich ging.

 

Ein solches Erlebnis bleibt im Gedächtnis erhalten, nicht deshalb, weil es eine Art beruhigende und gefühlsbetonte Antwort auf die Nöte in der Welt gibt,  sondern weil es den Gott bezeugt, der unsere menschliche Bitterkeit und Gewalt durchbricht und uns an Seine Liebe erinnert. Bei einer solchen Gelegenheit wissen wir, dass es keinen deutschen Gott, keinen amerika-nischen Gott, keinen britischen Gott und keinen russischen Gott gibt, sondern nur einen allmächtigen Vater, den Schöpfer Himmels  und der  Erden. Und wir wissen, dass Sein Christus in die Mitte unserer Welt gekommen ist, wo die Kontinente sich berühren und wo es weder Ost noch West, weder Schwarz noch Weiß gibt. Er vereint, Er spricht alle Sprachen, und Er schafft die Versöhnung. Sein Liebeswerk begann in Bethlehem. und in der ewigen Herrlichkeit wird es vollendet.

 

________________________________________________________________

 

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth;

alle Lande sind Seiner Ehre voll!

 ________________________________________________________________

 

1 Sieg des Kreuzes Dezember 2016.pdf
Adobe Acrobat Dokument 289.3 KB