Die Taufe - der Weg zur Freiheit. 

Hans R. Waldvogel

 

Es ist bedauerlich, dass die Taufe von vielen Gläubigen immer noch nicht ernst genommen wird. Und doch ist sie der Befehl des großen Heilands, der gesagt hat: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden!" Der Vater hat dem Sohn alles in Seine Hand gegeben; und Er gibt das ewige Leben denen, die an Ihn glauben. Hier sehen wir die Bedeutung und Wichtigkeit der Taufe: Wer an Jesus glaubt, lässt sich auch auf Seinen  Namen taufen. Die Taufe ist ein Befehl des Königs, sie ist eine Vermählung. Römer 6 und 7 redet davon, dass wir jetzt frei sind vom Gesetz. Wir sind mit dem vermählt, der von den Toten auferstanden ist, damit wir Gott Frucht bringen.

 

Viele Menschen, auch Gläubige, verstecken sich hinter dem 7. Kapitel.  Sie sagen: „Was wir tun sollen, das unterlassen wir; und was wir nicht tun sollen, das tun wir!“ Es geht ihnen wie jenem Landstreicher, der nach einem Verkehrsunfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Als man ihn fragte, zu welcher Kirche er gehöre, sagte er: "Ich hatte keine ordentlichen Kleider. Auf der Straße war es kalt. Da bin ich in die erste beste Kirche hineingegangen, um warm zu werden. Der Pfarrer betete gerade: „Lieber Gott, Du weißt, dass wir das, was wir tun sollen, unterlassen; und das, was wir nicht tun sollen, das tun wir.“ Da wusste ich gleich: Das ist die Kirche, zu der ich gehöre!“

 

Und zu dieser Kirche gehören viele Menschen! Aber das ist nur eine ganz faule Ausrede. Der Apostel kommt dieser Ausrede zuvor, wenn er sagt: "Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Wisset ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?" Gott sei Dank für Jesus, der für uns zur Sünde gemacht wurde, auf dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.

 

"Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes." Darin liegt die Bedeutung der Taufe. Sie ist eine Vermählung mit dem, der auferstanden ist von den Toten und der sich mir als mein innewohnendes Leben und als meinen Herrn gibt. "Ihr seid Knechte der Sünde gewesen!" Davon können wir alle ein Liedchen  singen, nicht wahr?

Als ich noch im Geschäft war, habe ich oft mit meinen Mitarbeitern  gesprochen. Wenn sie  beisammen waren, haben sie gespottet. Wenn ich dann aber mit einem allein war, konnte ich zu seinem Herzen reden. Dann  haben sie mir beinahe restlos bekannt, dass sie frei sein möchten. Sie wollten gern ein reines Leben führen. Sie wollten los sein von diesen Banden der Sünde, die ihnen allen Selbstrespekt raubten. Aber sie konnten nicht. Sie waren unter die Sünde verkauft. Die ganze Menschheit ist so an die Sünde und an den Teufel gebunden, dass sie einfach nicht mehr frei wird.

 

Aber nun ist der Herr Jesus gekommen. Er hat uns frei gemacht von dieser Sklaverei. Alle Religion ist Lug und Trug, wenn sie nicht die Kraft hat, mich selig zu machen, mich zu retten, mich von der Sände zu befreien. Das Evangelium allein ist die Kraft Gottes, die uns errettet. Preis dem Herrn! Weil Jesus Christus alle Gewalt hat im Himmel und auf Erden, ladet Er alle Menschen ein, zu Ihm zu kommen und Sein Joch auf sich zu nehmen. Und  dieses Joch ist die Herrschaft des Heiligen Geistes, damit dort, wo die  Sünde mächtig geworden ist, die Gnade Gottes viel mächtiger werde. Jetzt bin ich nicht mehr unter dem Gesetz; ich bin unter Deinem Joch, Herr Jesus. Jetzt bin ich Dein Jochgenosse. Ich folge nicht mehr dem Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden; ich folge dem Heiligen Geist und Seinem brennenden Verlangen, für Gott zu leben.

 

In Psalm 40 heißt es: "Ich harrte des Herrn; und  er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien und zog mich aus der grausamen Grube und  aus dem Schlamm und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich gewiss treten kann; und hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unserm Gott!" Halleluja! Es ist ein Erlebnis, aus der grausamen Grube herausgezogen zu werden. Die Taufe ist nicht eine Tote Form, sie ist ein Erlebnis! Manche lassen sich nur taufen, um sich einer Gemeinde anzuschließen. Ein Knecht Gottes, der im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes tauft, wird nur jene taufen, die diesen Heiratsantrag Gottes angenommen haben, um mit dem himmlischen Bräutigam vermählt  zu werden. Preis dem Herrn!

 

Die Taufe auf den Befehl Jesu Christi ist dein Ja-Wort. Er hat dir Sein Ja-Wort schon gegeben; denn wer an Ihn glaubt, der hat das ewige Leben, der ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Das ist es, was die Taufe bedeutet. Sie ist eine Vermählung, eine Annahme des himmlischen Bräutigams. Mein Heiland, willst Du diese verlorene Seele, die Du mit Deinem Blut gerettet hast, für alle Ewigkeit zu Deinem Eigentum  annehmen? "Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht." Darauf kommt es an. Er gibt ihnen Seinen eigenen Namen. Das ist es, was die Taufe auf den Namen Jesu bedeutet: Alles, was Er hat, alles, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, ist uns durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten geschenkt, wenn wir es haben wollen.

 

Und wenn du es haben willst, dann musst du Ihn haben. "Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht." Es kommt darauf an, dass du Ihn haben willst. Als die Tausende die Frage stellten: „Was müssen wir tun, um selig zu werden?“, da war die Tür schon weit geöffnet.

Und das warengerade die Menschen, die denHeiland gekreuzigt hatten. Aber durch Seinen Kreuzestod hat Er ihre Sünde hinweggetan; und durch Seine Auferstehung hat Er für sie die Rechtfertigung erworben. Durch die Kraft des Heiligen Geistes hat Er ihnen Sein eigenes Leben mitgeteilt. "Ihr werdet empfangen die Gabe des heiligen Geistes!" Das gehört zusammen.

 

An jenem siebenten Tage des Festes war der Heilige Geist noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verklärt. Aber bei Seiner Auferstehung und bei Seiner Himmelfahrt wurde Er mit der Herrlichkeit erfüllt, die Er bei Gott hatte, ehe der Welt Grund gelegt war. Er ist größer als alle Welten, größer als die gesamte Schöpfung; denn durch Ihn sind alle Dinge geschaffen. Und jetzt ist Er wieder dort, wo der Vater ist. Und auch wir sind umgeben von diesem Meer Seiner Auferstehungskraft. Unser Glaube greift zu und macht Ihn zu unserem Eigentum. 

 

So wir in der Sünde leben wollen? Wisset ihr nicht, dass wir in seinen Tod getauft sind und dass die Sünde nicht mehrt über uns herrschen kann?" Wo Jesus herrscht, da hat die Sünde ihre Herrschaft verloren. Wer das einmal richtig verstanden hat, der wird sich auch nicht länger vom Teufel gefangen halten lassen. Er besteht in der Freiheit, zu der Christus ihn befreit hat. 

 

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Wer betet gleicht einem, der zum König geht.

 

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Die Taufe - ein Weg der Demut

Daniel Del Vecchio

 

Dieses Kapitel (2. Könige 5. 1-14) beginnt mit der Vortrefflichkeit Naemans. Er war ein bedeutender Mann. Er war ein gewaltiger Mann. Er war der Feldhauptmann des Königs von Syrien. Er wurde hoch  geehrt. Er war ein Mann großer Macht. Aber da war etwas in seinem Leben: Er war aussätzig. Er hatte die schreckliche Krankheit des Aussatzes, die sein Leben zu vernichten drohte. Er trug viele Orden, die er sich in all den Kämpfen erworben hatte; er war sehr berühmt -  aber er war aussätzig.

 

Gott interessiert sich nicht so sehr für deinen guten Ruf. Er interessiert sich nicht für deinen Reichtum, den du besitzt. Er interessiert sich nicht für all das Gute, das du getan hast. Er interessiert sich für das, was du bist! Er schaut nicht auf die Werke deiner Hände, sondern auf den Zustand deines Herzens! Naeman war groß; er wurde geehrt; er hatte alles - außer Hilfe. Ich möchte dich nicht fragen, wie gut du bist, was du für die menschliche Gesellschaft tust oder welche Aufgaben du in der Gemeinde verrichtest. Meine Frage lautet:

Was sind wir? Nach dem Wort Gottes leiden wir alle an der Krankheit der Sünde; und die Bibel sagt: "Der Lohn der Sünde ist der Tod." Dann haben alle anderen Dinge keine Bedeutung mehr.

 

An vielen Stellen in der Bibel finden wir, dass der Aussatz mit der Sünde in Verbindung gebracht wird. Aussatz ist eine schmutzige, ansteckende und unheilbare Krankheit. Genauso verhält es sich mit der Sünde. Die Bibel fragt: "Kann auch ein Mohr seine Haut wandeln?" Und ich möchte fragen: Kann auch ein Sünder rein werden - außer durch Jesus Christus? Keine soziale Reform kann den Stachel der Sünde vertilgen. Die Sünde ist gefährlich, ansteckend, schmutzig und unheilbar.

 

In alten Zeiten waren die Aussätzigen von der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen. Sobald sich ihnen jemand näherte, mussten sie rufen: "Unrein! Unrein!" Sie waren gezeichnet. Sie waren aussätzig. Genauso quält der Aussatz der Sünde den Menschen. Er trennt ihn von Gott. "Was hat das Licht für Gemeinschaft mit  der Finsternis?" Jesus hat gesagt: "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Durch eure Familien wird ein Trennungsstrich gehen. Der Mann wird sich erregen gegen seine Frau und die Tochter gegen die Mutter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter." Nichts als die Sünde ist es, die diesen Trennungsstrich zieht. Wer Gott ablehnt, ist von Ihm getrennt. Der Aussatz ist eine fortschreitende Krankheit. Solange wir nicht umkehren und Buße tun, wird das Verlangen nach der Sünde immer stärker werden.

 

So kam Naeman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür des Propheten. Er schickte Boten hinein und ließ sagen: Naeman ist gekommen! Der Prophet war davon überhaupt nicht beeindruckt. Naeman hatte einen königlichen Empfang erwartet. Nun saß er in seinem Wagen und wartete, dass der Prediger herauskommen und seine aussätzigen Stellen berühren sollte. Elisa wusste, dass es nicht nur der Aussatz war, an dem Naeman litt, sondern auch an seinem Stolz. Und so schickte er seinen Diener und ließ ihm sagen: "Sage diesem Mann, dass er sich im Jordan untertauchen soll, und zwar siebenmal."  Das war alles. 

 

Naeman war ärgerlich. Weiß der Prophet denn nicht, wer ich bin? Trage ich nicht die Orden des großen Königs? Haben wir nicht bessere Wasser zu Damaskus als in Israel? Ist meine Kirche nicht besser als diese? Die Bibel sagt: "Er zog weg mit Zorn." Wenn ein Diener Gottes ein wahrer Prophet ist, dann macht er dich nicht immer glücklich; er macht die manchmal zornig. So zog Naeman seines Wegs. Sein Diener trat zu ihm und sagte: "Lieber Vater, wenn dich der Prophet etwas Großes hätte geheißen, hättest du es dann nicht getan? Aber nun sollst du nur diese einfache Tat ausführen?“

 

Jetzt besann sich Naeman. Er sagte: Hier bin ich - erfüllt mit meinem Stolz,  bedrängt von dieser schrecklichen Krankheit! Keiner kann mir helfen; nur dieser Mann! Und so wandte er sich dem Jordan zu. Er konnte nicht hochmütig bleiben und die Reinigung erlangen - das eine oder das andere musste weichen. Er musste umkehren, er musste zerbrechen. Öffentlich, in einem fremden Land, vor einem fremden Volk, musste er einen Gott bekennen, den er nicht kannte. Meine Möglichkeiten können mich nicht reinigen; ich kann mir nicht helfen; und so komme ich, um mir helfen zu lassen. Ich komme, Herr, zu Dir!

 

Naeman lässt seinen Wagen anhalten. Er musste heraus steigen; er musste hinabsteigen. Er musste seine Kleider ausziehen. Er musste seine Uniform mit den vielen Orden ablegen. Alles musste er loslassen. Als er in das Wasser stieg, sah er wie jeder andere Mensch aus. Wie jeder andere Aussätzige sah er aus. Ohne seine Uniform war er nicht besser als jeder andere. Wer wir auch  sein mögen - getrennt von der Gnade Gottes sind wir wie jeder andere Mensch.

 

Naeman war bereit, sich unterzutauchen - einmal! Das nützte nichts! Was soll ich am Sonntag im Gottesdienst?, fragen manche. Das hilft ja doch nicht! Vielleicht  gehe ich einmal zur Bibelstunde? Nichts geschieht! Sie kommen sechsmal und meinen: Weiter kann ich nicht gehen! Bedenke, bei Naeman  geschah so lange nichts, bis er sich siebenmal untergetaucht hatte. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit - eine vollkommene Übergabe  an Christus.

 

Naemans Taufe im Jordan war als erstes ein Zeichen für seinen Glauben. Die Bibel sagt: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird gerettet werden.“ Du sagst: „Ja, ich glaube!“ Aber warum lässt du dich dann nicht taufen? Das ist doch eine Lüge; denn der Glaube ohne Werke ist tot. Du sagst: "Ich glaube; „auf meine Weise, nicht wie die anderen!" Nur wer, Gott glaubt und sich taufen  lässt, ist gerettet.

 

Naemans Taufe war zweitens eine Tat der Demütigung, der Zerbrechung. Gott forderte aber nicht nur die Demut seines Herzens und seiner Gesinnung, sondern auch ein öffentliches Bekenntnis seiner Hingabe an Christus. Es ist eine Lüge, wenn jemand sagt: "Ich habe meinen eigenen Glauben tief in meinem Hetzen.“ Wer aber von Herzen glaubt, der ist auch zu einem öffentlichen Bekenntnis bereit. Jesus wurde öffentlich ans Kreuz genagelt. Öffentlich hat Er die  Schande, deine Schande, auf sich genommen. Durch die Taufe nehmen wir die Schande des Kreuzes auf uns. Wir legen ein öffentliches Zeugnis ab, dass wir Ihm gehören. 

 

Drittens ist die Taufe ein Schritt – ein Schritt des Gehorsams, ein Schritt der Nachfolge. Als Jesus am Galiläischen Meer Simon und Andreas sah, sprach Er  zu ihnen: „Folget mir nach!" Welch unsichtbare Macht war in diesem Fremdling aus Galiläa? Von welcher gebietenden Persönlichkeit ließen sie sich so beeindrucken? Es war Jesu Vollmacht, durch die sie angezogen wurden und die ihnen Kraft und Vertrauen  vermittelte.-Jesus sagte nicht: „Jungs, kommt doch heute nachmittag einmal zu Mir!" Nein; Er rief sie! Und sie verließen ihre Netze. Hier sind zwei wichtige Wörter: Also bald und verlassen. Nach dem Grundtext heißt es: „Sofort gaben sie ihre Netze auf.“ Sie haben sie nicht nur verlassen, um  eines Tages wieder zurückzukehren. 

 

Ist es Jesus nicht wert, dass wir Ihm sofort gehorchen? Verzögerter Gehorsam ist Ungehorsam. Vielleicht ist heute deine letzte Gelegenheit, Gottes Stimme zu vernehmen. Vielleicht  ist dies  deine Beerdigungspredigt. Jesus ruft dir zu: "Folge mir nach! Gehorche mir! Wage den Schritt in den Jordan! Gib deine Entschuldigungen auf! Trachte am ersten nach dem Reiche Gottes!" Jesus ist nicht mit dem zweiten Platz in deinem Herzen zufrieden.

 

Gott sei Dank, dass Naeman sich entschlossen hat, sich Gott völlig zu übergeben. Er hat diese drei Schritte gewagt. Die Bibel sagt: "Sein Fleisch ward wieder erstattet wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er ward rein." "Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur." Gott sei Dank für diesen verwandelnden  Geist, der auch heute noch neue Kreaturen schafft!

 

Es ist nicht das Wasser, das die Verwandlung bewirkt; es ist "Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit!" Es ist so wichtig, dass wir wie Naeman von unserem hohen Ross herunterkommen und im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ein neues Leben beginnen.

 

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Du hast so lang mich behütet - wirst mich auch weiter führen:

über sumpfiges Moor, über Ströme und lauernde Klippen,

bis vorüber die Nacht und im Morgenlicht Engel mir winken.

Ach, ich habe sie längst geliebt - nur vergessen für kurze Zeit.

 

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Wie Georg Müller zur Klarheit 

über die Taufe der Gläubigen kam.

 

In  seiner von ihm selbst geschriebenen Lebensgeschichte äußert sich Georg Müller in folgender Weise über die Taufe:

 

Anfang April 1830 ging ich nach Sidmouth, um zu predigen. Während ich mich dort aufhielt, hatten in meiner Gegenwart drei Schwestern im Herrn ein  Gespräch über die Taufe. Eine von ihnen hatte sich taufen lassen, nachdem sie gläubig geworden war. Als sie eine Zeitlang darüber gesprochen hatten, wurde ich aufgefordert, meine Ansicht mitzuteilen.

 

Ich antwortete: "Ich glaube, dass ich mich nicht noch einmal taufen lassen muss." Die Schwester, die getauft worden war, fragte mich darauf: "Aber sind Sie denn getauft?“ Ich antwortete "Ja, als Kind." Darauf erwiderte sie: „Haben Sie jemals, mit besonderer Rücksicht auf diesen Punkt, die Schrift gelesen und gebetet?" Ich antwortete: „Nein.“ Dann sagte sie: "Ich bitte Sie, nie wieder darüber zu reden, ehe Sie das getan haben.“

 

Es gefiel dem Herrn, mir die Wichtigkeit dieser Bemerkung zu zeigen denn während ich gerade zu jener Zeit jedermann ermahnte, nichts anzunehmen, das nicht durch das Wort Gottes bewiesen werden könnte, hatte ich doch wiederholt gegen die Taufe der Gläubigen gesprochen, ohne darüber in der Schrift geforscht und ernstlich gebetet zu haben. Nun beschloss ich, mit Gottes Hilfe auch diesen Gegenstand zu untersuchen und, falls die Kindertaufe schriftgemäß wäre, sie mit Ernst zu verteidigen. Wenn aber die Taufe der Gläubigen die wahre Taufe wäre, wollte ich diese ebenso eifrig verteidigen und mich taufen lassen.

 

Sobald ich Zeit hatte, fing ich an, diese Frage zu unter suchen, und zwar auf folgende Weise: Ich bat Gott wiederholt, mich in dieser wichtigen Sache zu unterweisen, und las mit besonderer Rücksicht auf diesen Punkt von Anfang an das Neue Testament. Nun aber, da ich die Sache mit Ernst betrieb, kam mir eine Anzahl von Einwürfen in den Sinn:

 

  1. Da viele heilige und erleuchtete Männer über diesen Punkt eine verschiedene Ansicht haben und hatten, ist das nicht ein Beweis dafür, dass wir in dem jetzigen unvollkommenen Zustand der Kirche nicht erwarten können, zu einem genügenden Schluss in diesem Punkt zu kommen? - Dieser Einwurf wurde so beseitigt: Wenn es in der Bibel offenbart wird, welches die wahre, schriftgemäße Taufe ist, warum sollte ich nicht zu der Erkenntnis dieser Wahrheit kommen, da der Heilige Geist jetzt wie früher der Lehrer der Kirche  ist?

 

2. Nur wenige meiner  Freunde sind getauft. Die meisten von ihnen stehen der Taufe der Gläubigen entgegen, und diese werden mir den Rücken zukehren. - Antwort: Wenn alle Menschen mich verlassen würden und nur Jesus mit mir Gemeinschaft hat, so werde ich glücklich sein.

 

3. Du wirst sicher die Hälfte deines Einkommens verlieren, wenn du dich taufen lässt. - Antwort: Solange ich dem Herrn treu zu sein suche, wird Er mich nicht Mangel leiden lassen.

 

4. Die Leute werden dich einen Baptisten nennen. Du wirst als Glied dieser "Sekte" betrachtet werden; und doch kannst du nicht alles billigen, was unter ihnen vorgeht. - Antwort: Wenn ich mich auch taufen lasse, so folgt daraus nicht, dass ich mit denen, die die Taufe der Gläubigen als Wahrheit betrachten, in allen übrigen Punkten übereinstimmen muss.

 

5. Du predigst jetzt schon seit einigen Jahren und du wirst öffentlich bekennen müssen, dass du in einem Irrtum warst, wenn es dir einleuchten sollte, dass die Taufe der Gläubigen die wahre  sei. - Antwort: Es ist viel besser zu bekennen, in  dieser Hinsicht in einem Irrtum gewesen zu sein als darin zu beharren.

 

6.  Selbst wenn die Taufe der Gläubigen die wahre sein sollte, so ist es jetzt doch zu spät, dich taufen zu lassen, da du ja gleich, nachdem du gläubig  geworden warst, hättest getauft werden sollen. - Antwort: Es ist besser, ein Gebot Jesu zu erfüllen - sei es auch noch so spät -, als in der Vernachlässigung fortzuleben. - Es hat Gott in Seiner überschwänglichen Gnade gefallen, mein Herz in einen solchen Zustand zu bringen, in dem ich bereit war, das auszuführen, was ich in Bezug auf  diese Wahrheit in der Schrift finden würde - wäre es nun die sogenannte Kindertaufe oder die Taufe der Gläubigen. Ich konnte sagen: „Ich will Seinen Willen tun.“ Aus diesem Grunde, so glaube ich,  erkannte ich auch bald, "welche Lehre von Gott ist“.

 

Sobald ich in  diesen Herzenszustand versetzt worden war, lernte ich aus der Schrift, dass allein Gläubige getauft werden sollen und dass das Untertauchen die einzige schriftgemäße Art der Taufe ist. Die Bibelstellen, die mich hauptsächlich davon überzeugt haben, sind Apostelgeschichte 8.36-38 und Römer 6.3-5. Einige Zeit darauf wurde ich getauft. Ich genoss dabei sehr großen Frieden. Nie  habe ich es  auch nur einen Augenblick bereut, dass ich dem Befehl des Herrn in dieser Hinsicht gehorsam war.

 

Ehe ich mich von diesem Punkt trenne, will ich noch einiges über die Folgen mitteilen, die ich als Antwort auf meine Einwürfe erlebt  habe:

 

  1. Im Blick auf den ersten Einwurf kann ich es jetzt als meine völlige Überzeugung aussprechen, dass von allen offenbarten Wahrheiten in der Schrift keine so klar ist wie gerade die von der Taufe. Sie ist nur durch die Menschen verdunkelt worden, weil sie nicht willig waren allein die Schrift in  diesem Punkt entscheiden zu lassen.

 

2. Nicht einer meiner wahren Freunde im Herrn hat mir den Rücken zugewandt. Die meisten von ihnen haben sich seitdem auch taufen lassen.

 

3. Obwohl ich auf der einen Seite dadurch, dass ich mich taufen ließ, an meinem Einkommen verloren habe, hat es doch der Herr nicht zugelassen, dass ich in zeitlichen Dingen einen Nachteil erlitt, und so hat Er auf der anderen Seite alles wieder reichlich ersetzt.

 

4. Endlich hat mein Beispiel auch viele bewegt, die Frage über die Taufe im Lichte des göttlichen Wortes zu betrachten. In der Überzeugung, dass die Taufe der Gläubigen die wahre sei, ließen, sie sich taufen. Da ich diese Wahrheit erkannt hatte, fühlte ich mich  auch veranlasst. über sie wie über alle anderen zu reden. Seit ich in Bristol bin - etwa zwölf Jahre -, sind in unserer Mitte mehr  als 700 Gläubige getauft worden.

 

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Gib, Herr, dass  ich erkenne mich,

Gib, dass  mein Herz erkenne  Dich:

Nur Dich lass mein Verlangen sein'

Mich hassen' lieben Dich  allein'

Auf Dich in allem Tun nur sehn'

Mich niederbeugen, Dich erhöhn:

Nichts denken lass mich außer Dir'

Mir sterben, leben  nur in Dir.

 

Aurelius Augustinus

 

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Singen bringt Segen.

Kurt Schütt

 

Seit ich gläubig bin, singe ich auch. Ich kann zwar nicht gut singen, aber ich bin froh, dass ich überhaupt singen kann. Als ich das gleich nach meiner Bekehrung tat, fiel das natürlich auf. Das erste Lied, das ich als junger Mensch in mein Ohr und Herz aufgenommen hatte, war dieses: "Wer Jesum am Kreuze im Glauben erblickt, wird heil zu derselbigen Stund’!" So manches Lied habe ich dann - mir völlig unbewusst - meinen lieben Eltern ins Herz hinein gesungen.

 

Als ich nach meiner Hochzeit das  Elternhaus verließ, weinte meine Mutter bitterlich. Ich sagte: "Mama, wir kommen morgen doch schon wieder zum Mittagessen." "Ach weißt du, Junge“, entgegnete sie, "du hast mir immer diese schönen Lieder ins Herz hinein gesungen, und wenn ich daran denke, dass das jetzt nicht mehr sein wird . ." Ja, das hat irgendwie ihr Herz bewegt. Ich habe es nicht gewusst; ich musste einfach singen, weil Jesus mein Herz erfasst und erfüllt hatte. Wie gesagt, ich kann nicht gut singen, und ich freue mich mit allen, die eine schöne Stimme haben. Aber mir geht es so, wie David sagte: "Gott hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren  Gott.“

 

Wenn ich manchmal Kummer habe, wenn mich irgend etwas drückt und dieses Lied nicht so aus meinem Herzen herauskommen will, dann fragen die Kinder gleich die Mutti: "Mama, Papa singt heute gar nicht!" Irgendwie vermissen sie das. Es sollte so sein, dass wir immer und unter allen Umständen singen. Das können wir von David lernen - er hat allezeit gesungen! Wenn wir an seinen Bußpsalm und an die vielen Psalmen denken, die aus seinem Herzen hervorquollen, die aus notvollen Stunden kamen, dann müssen wir staunen. Er hat seine Empfindungen immer in diese Lieder gelegt. Er war es auch, der sagte: "Kommt, lasst uns miteinander den Namen des Herrn erhöhen!" Er hat auch gesagt: "Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem  Munde sein!" Preis dem  Herrn!

 

Das hat mir  persönlich oft  geholfen, weil mich  der Herr da durch in Seine  Gegenwart ziehen  und auch in Seiner Gegenwart erhalten konnte. Gott gebe es, dass dieses neue Lied immer wieder durchbreche - dieses Lied, durch den  Heiligen Geist  gewirkt! Das ist etwas Wunderbares, und dafür bin ich Gott so dankbar.

 

Es war in H., als eine alte Mutter im Sterben lag und ich sie aufsuchte. Ich saß neben ihrem Bett und dachte: "Was machst du jetzt? - Damals war ich in der Seelsorge noch unerfahren. Dann fing ich an zu singen. Die Tochter verließ kopfschüttelnd das Zimmer. Ich sang das Lied; "Jesus führt mich allerwegen. Seele, was verlangst du mehr? Willst an Seiner Gnad' du zweifeln? O der treuste Hirt' ist Er!" Als ich den dritten Vers begann, sang die Sterbende mit  ihrer letzen Kraft mit, und ihr Angesicht strahlte. Da wusste ich, dass es richtig war und dass das Singen ihr Sterben erleichtert hat.

 

Ja, auch darin begegnen wir Gottes Gnade und Hilfe, Seiner Treue und Seinen Erbarmen. Wir sollten es noch viel mehr tun! So bin ich immer wieder gestärkt und erquickt worden. Nicht die Größe einer Versammlung ist ausschlaggebend, sondern das Ausrichten unserer Herzen auf Gott. Dann wird der Herr etwas hineinlegen, und wir bleiben nicht mehr wie wir sind, sondern werden verwandelt.

 

Als ich  zum Glauben kam, war ich sechzehn Jahre alt. Mein Vater war krank und mir gegenüber manchmal ungehalten. Er sagte einmal: "Junge, den  Vogel, der früh flötet, holt am Abend die Katze." "Ach, Vati", sagte ich, "du weißt ja gar nicht, wie es in meinem Herzen aussieht!" Einmal sagte er weinend: "Weißt du, alle diese Lieder habe ich schon als Kind gesungen und musste sie oft in der Schule  vorsingen." Ich sagte: "Vater, das weiß ich ja gar  nicht, dass du so schön singen konntest!" Da hatte ich die Saiten seines Herzens berührt; ja, es war der Herr!

 

Jahrelang sagte ich dem Herrn im Gebet: "Heiland, Du weißt, es ist mir auch um meinen Vater eine Not, dass er doch kommen und sein Herz öffnen möge." Mein Vater wurde frühzeitig Vollinvalide; er hatte Gelenkrheumatis-mus, und schon das Ankleiden war für ihn schmerzhaft. Dann bewegte ich ihn, an einer Versammlung teilzunehmen, und ließ ihn zum Gemeindesaal hinfahren. In meinem Herzen bat ich Gott, eine "schöne" Versammlung zu wirken.

 

Die Geschwister priesen laut und freimütig den Herrn. Es war sehr lebhaft. Ich dachte: "'Was mache ich nun? Gerade heute ist mein Vater in der Versammlung." Aber das war mein eigenes Denken. Gott hatte andere Gedanken. Zu Hause weinte mein  Vater bitterlich und sagte: "Mein Junge, nun weiß ich, dass du gut aufgehoben bist." Gott hatte ihn berührt. Preis dem Herrn! Das ist das Wunderbare bei Gott. Wir denken; aber Gott lenkt anders!

 

Seitdem ist es mir klar: Wir sollten, wenn wir Menschen zur Versammlung mitbringen, niemals unterwegs versuchen, sie zu bekehren. Wir sollten nur unser Möglichstes tun, sie mitzubekommen, und sie dann Gott und Seiner Gnade überlassen. Dann werden wir erleben, dass Gott in wunderbarer Weise wirkt - besser, als wir es jemals verstehen können. Er ist der Herzens-kündiger; Er schaut in das Herz des  Menschen, und Er allein weiß, was ihm fehlt und was ihn quält. Er schafft einen neuen Weg und ein neues Herz.

 

Er  ist immer bereit, uns zu segnen und zu stärken. Preis  Gott!

 

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Der Mensch, der Jesus nicht sucht,

schadet sich selbst weit mehr

als die ganzeWelt und all

seine Feinde ihm schaden können.

 

Thomas v. Kempen

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Sieg des Kreuzes März 2017
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