Aufgefahren in den Himmel. Johannes Calvin

  Schon in der Auferstehung hat Christus seine Herrlichkeit und Kraft in größerer Fülle sichtbar werden lassen; denn bereits da trat die Schande des Kreuzes in den Hintergrund und die Niedrigkeit seines sterblichen Leibes wich einem anderen, verherrlichten Leib. Aber erst durch die Aufnahme in den Himmel hat er in Wahrheit die Herrschaft angetreten. Das zeigt der Apostel Paulus, wenn er schreibt, dass Christus in den Himmel aufgefahren ist, "damit er alles erfülle" (Epheser 4, 10).

 Paulus zeigt, wie sehr in Wahrheit alles zusammenpasst: Er ist von uns gegangen, damit er uns von nun an auf eine viel segens-reichere Art und Weise gegenwärtig sein kann als während seines Erdenlebens, als seine Gegenwart noch auf seinen irdischen Leib beschränkt war. So berichtet uns Johannes von der herrlichen Aufforderung Jesu:"Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Joh 7, 37, und Johannes setzt hinzu'. "der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht" (V. 39).

Jesus hatte es seinen Jüngern selbst gesagt: "Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch" Johannes 16,7. Angesichts seiner bevorstehenden leiblichen Abwesenheit führt er ihnen den Trost vor Augen: “Ich will euch nicht als Waisen zurück-lassen; ich komme zu euch" Johannes 14,18. Dies geschah zwar auf unsicht-bare Weise, doch ist es dafür umso herrlicher; denn nun dürfen die Jünger und auch wir wissen, dass die Herrschaft, die Jesus angetreten hat, und die Macht, die er nun ausübt, den Gläubigen nicht nur zum ewigen Leben, sondern auch zu einem fröhlichen Sterben dient! Und wir sehen ja auch, in wie viel größerem Maß er seinen Geist ausgegossen, wie viel herrlicher er sein Reich ausgebreitet und wie viel größere Macht er dadurch bewiesen hat, indem er den Seinen beisteht und seine Feinde zu Boden wirft.

Er ist in den Himmel aufgenommen und hat damit seine leibliche Gegenwart unserem Blick entzogen. Aber das hat er nicht getan, um den Gläubigen ab sofort nicht mehr zur Seite zu stehen, sondern um desto mehr mit gegenwärtiger Kraft über Himmel und Erde zu regieren. Was er, uns verheißen hat'. "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit", das hat er mit seiner Himmelfahrt erfüllt. Denn wie sein Leib über alle Himmel erhoben ist, so geht nun auch seine Kraft und sein Wirken weit über alle Grenzen von Himmel und Erde hinaus. Ich möchte dies lieber mit den Worten Augustinus sagen als mit meinen eigenen:

"Christus musste durch den Tod gehen, um zur Rechten Gottes erhöht zu werden (vgl. Philipper 2, 8-9), und von da wird er wiederkommen, zu richten die Lebendigen und die Toten - und zwar in leiblicher Gegenwart, wie Gottes Wort es uns offenbart und das Glaubensbekenntnis uns lehrt! Denn nach seiner geistlichen Gegenwart ist er ja nach seiner Himmelfahrt stets bei den Seinen . . . Er lässt in seiner unaussprechlichen, unsichtbaren Gnade sein Wort in Erfüllung gehen: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende" (Matthäus 28, 20). In Bezug auf seinen Leib aber, den das Wort angenommen hat, mit dem Er von der Jungfrau Maria geboren wurde, der gefangen genommen und ans Kreuz geschlagen wurde, den man in Leinentücher gewickelt ins Grab gelegt und der in der Auferstehung wieder ans Licht gekommen ist - nach diesem werdet ihr mich, wie der Herr sagt, 'nicht allezeit bei euch haben' (Matthäus 26, 11b).

Warum das? Nun, er ist nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage hindurch leiblich sichtbar bei seinen Jüngern gewesen und ist dann in den Himmel aufgefahren. Die Jünger konnten ihm zwar nachsehen, ihm aber nicht nachgehen (vgl. Apostelgeschichte 1, 3-9). Und seitdem gilt: "Er ist nicht hier", denn er sitzt nun zur Rechten des Vaters (vgl. Markus 16, 19) - und doch ist er hier, denn die Nähe seiner Herrlichkeit ist nicht von uns gewichen (vgl. Hebräer 1, 3).

So haben wir Christus nach der Gegenwart seiner göttlichen Majestät immer unter uns. In Bezug auf seine leibliche Gegenwart aber ist er 'nicht allezeit bei euch’ (Matthäus 26, 11b). So dürfen wir uns im Glauben der ständigen Gegenwart unseres Herrn bewusst sein, aber mit unseren Augen warten wir darauf, ihn wiederzusehen!“

__________________________________________________________________________

Wo ist ein solcher Gott, wie Du.bist? Der die Sünde vergibt
und erlässt die Missetat den Übrigen Seines Erbteils;
denn Er ist barmherzig. Micha 7, 18
__________________________________________________________________________

Ihr werdet Kraft empfangen . . . und meine Zeugen sein! Oskar Lardon

Der Auferstandene weist seine Jünger, bevor er gen Himmel auffährt, in ihren neuen Aufgaben ein. Sie sollen die frohe Botschaft bi ans Ende der Erde tragen und das Werk, das er in Kraft und Vollmacht begonnen hat, in seinem sinn und durch seinen Geist weiterführen. Damit sie vor den Aufgaben nicht erschrecken, nicht die Fähigkeit, das Werk zu tun, bei sich selbst suchen und nicht an sich selber hängen bleiben, spricht er zu ihnen davon, dass der Heilige Geist kommen wird, um mit ihnen und durch sie die vor ihnen liegenden Aufgaben zu vollbringen.

Sein Tun und unser Tun! Schließt sein Tun nicht unser Tun aus? Wo liegt die Grenze zwischen dem Werk des Geistes Gottes und unserem Werk? Darüber hat man viel gestritten, weil man den eigentlichen plan Gottes nicht verstanden hat. Es ist wahr: Im Reiche Gottes geschieht alles durch ihn; Jesus allein ist am Werk. Der Heilige Geist ist es, der Leben von oben schafft. Aber Gott wirkt immer so, dass  er Menschen ergreift. Jesus legte seine Hand auf sie und macht sie zu Werkzeugen seines Wirkens.

Wie das Verhältnis, das Jesus Christus zu seinem Vater hatte: "Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch; der Vater wirkt durch mich“, so ist auch Jesu Verhältnis zu den Seinen: "Ich wirke, und sie wirken auch; ich wirke durch sie."

Im Gleichnis von dem Weinstock und den Reben hat Jesus sich in wunder-barer Tiefe und Innigkeit darüber ausgesprochen und dann festgestellt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun!“ Aber der Weinstock braucht auch die Reben, wenn er Frucht bringen soll. Wenn wir ihm nicht zur Verfügung stehen, so dass er durch uns wirken kann, dann nimmt er andere, die willig sind. Er ist nie um Persönlichkeiten und Werkzeuge verlegen. Der Vater gibt sie ihm, weil er sie haben muss.

So standen die Jünger Jesu am Himmelfahrtstage vor ihrem Meister und hörten sein königliches und vollmächtiges Abschiedswort: "Ihr werdet meine Zeugen sein!" Im gleichen Sinn hatte Jesus schon vorher mit ihnen ge-sprochen, als er sie nach seiner Auferstehung aufsuchte, während sie hinter verschlossenen Türen versammelt waren, (Johannes 20, 19 -23), oder auch auf dem Berg in Galiläa, wohin er sie befohlen hatte, (Matthäus 28, 16-20). Jesus machte seine Jünger zu seinen Beauftragten. Er sagte ihnen immer wieder: Ich sende euch, ich mache euch zu meinen Botschaftern, ich lege das Werk, das ich begonnen habe, in eure Hände!

Sprachforscher sagen, dass Jesus die Weiterführung seines Werkes mit diesen Worten den Jüngern ausdrücklich in den Schoß legt. Sie sollen nun die Fortsetzer der Zeugnistätigkeit des "treuen Zeugen Gottes sein, (Offb 1, 5). Hinfort sollte es ihre Aufgabe sein, die frohe Botschaft von der Königsherr-schaft Gottes weiterzutragen bis an das Ende der Erde. Alle, die den Ruf zur Buße hören und sich unter die Königsherrschaft Jesu stellen, sollen Vergebung ihrer Sünden und den Frieden Gottes empfangen und hier schon selig sein. Wunderbar einfach und erquickend kommt das in der lieblichen Geschichte der Bekehrung des Kämmerers aus dem Morgenland zum Ausdruck: "Da tat Philippus seinen Mund auf und fing an mit dieser Schrift und verkündigte ihm Jesus“ (Apostelgeschichte 8:35). Kurz und bündig! Nichts anderes verkündigte er ihm - als Jesus. Als das Christuszeugnis dann von Judäa nach Samaria und von da bis an das Ende der Erde übersprang, heißt es von denen, die in der Zerstreuung durch die Trübsal, die über Stephanus entstanden war, ihren Zeugendienst taten und auch nach Antiochien kamen: "Sie redeten mit ihnen und verkündigen ihnen den Herrn Jesus Christus" (Apostelgeschichte 11, 20). Jesus und Jesus allein, immer wieder er und nur er! Nicht Moralpredigt, nicht Religionspredigt, eigentlich auch nicht Bekehrungspredigt und Heiligungspredigt, sondern immer wieder nur eins - das Zeugnis von Christus! Darin liegt alles: "Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung; denn dazu ist Christus uns von Gott gemacht!“

Die Sache Jesu, das Zeugnis von der Königsherrschaft Jesu, ist uns anvertraut. Es geht nicht um den Aufbau und Ausbau unserer Organisationen und Kirchen; es geht nicht nur um die Bekämpfung von Volkslastern; es geht auch nicht um die Verteidigung des Christentums im Kampf gegen den Unglauben oder um die vielen anderen Dinge, die uns oft beschäftigen. Es geht darum, für Jesus zu leben, als seine Zeugen hier zu wirken und Licht und Salz zu sein. Wir singen: "Wohin er mich dann auch mag senden, weih' ich ihm mein Leben zum Preis!" Der Adel der Hingabe des Lebens an Jesus leuchtete auf dem Leben des Stephanus und des Paulus. Graf Zinzendorf durch pilgerte mit wunden Füßen die endlosen Landstraßen, weil sein Leben unter der Losung stand: Der Welt den Heiland! "In Wort und Werk und allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen!"

Aber ist es nicht grenzenlose Überforderung, uns zum Zeugendienst für Jesus zu berufen? Nein, wir haben uns nicht um denAusgang der Sache zu sorgen. Der König sendet seine Boten nicht aus, ohne sie für ihr Werk auszurüsten. Jesus sagt: "Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommen wird", und dann erst sagte er: "Ihr werdet meine Zeugen sein!" In eigener Kraft und von uns aus können wir diesen Dienst nicht tun. Das kann uns nur durch den Heiligen Geist geschenkt werden. Darum sind die wahren Zeugen Jesus Tempel seines Geistes, wie es die Jünger zu Pfingsten wurden. Gott sagt: "Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist!" Wenn wir voll Geistes sind, wird unser Lebensbeispiel, ja sogar unsere Rede, den Menschen zu Herzen gehen und sie für Jesus gewinnen.

Zeugendienst für Jesus ist Geburtsarbeit. Der bekannte Charles Spurgeon rief in seiner drastischen Weise in einer Predigt aus: „Einen Hund würde es jammern, wenn er wüsste, wie ich mich schon manchmal hierher geschleppt habe!" In den Briefen des Paulus gibt es viele Stellen, die uns auch diese Seite des Zeugendienstes für Jesus andeuten. Heilige Schauer ergreifen uns, wenn wir in die tiefen Leiden, in die Todesarbeit hineinschauen, die der Zeugendienst dem Paulus brachte. Ohne Fleiß keinen Preis, ohne Ringen kein Singen, ohne Kreuz keine Krone!

Aber gerade Paulus hat die ganze Herrlichkeit eines Zeugenlebens für Jesus den Menschen und Engeln vor Augen geführt. An ihm hat sich das Wort Jesu in seinem ganzen Reichtum erfüllt: "Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein." In 2.Korinther 4 lesen wir: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er sei der Herr, wir aber eure Knechte um Jesu Willen. Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von uns. Wir haben allenthalben Trübsal, aber, wir ängstigen uns nicht; uns ist bange, aber wir verzagen nicht; wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um; wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserem Leibe, auf dass auch das Leben des Herrn Jesu an unserem Leibe offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu Willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde in unserem sterblichen Fleische. Darum ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.“

Wir hörten von einer todkranken Sonntagsschullehrerin, die zu schwach war, um die ihr anvertrauten Kinder zu besuchen. Sie ließ sich von einem Kind zum anderen fahren und bat jedes von ihnen unter Tränen, den Heiland anzunehmen. Sie wollte, bevor sie in die Ewigkeit ging, den Kindern noch einmal von Jesu Liebe erzählen. Was war der Erfolg? Alle Kinder bekehrten sich zu Jesus, und sie konnte glückselig zu ihrem Heiland gehen und sagen: "Herr, hier bin ich und alle. die du mir gegeben hast!“

In Römer 16, 3-4 wird ein gesegnetes Ehepaar erwähnt: "Grüßet die Priscilla und den Aquila, meine Gehilfen in Christo Jesu, welche haben für mein Leben ihren Hals darangeben, welchen nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden." Gott hatte sie an der Seite des Paulus zur Gründung mancher Gemeinden gebraucht. Sie hatten ihr Leben gewagt und auch in Verfolgungszeiten Paulus nicht verlassen. Nirgends in der Welt ist mehr Mut nötig als zum Zeugendienst für Jesus. Feiglinge verleugnen den Heiland und fürchten sich vor Menschen. Dem Petrus musste Jesus sagen: "Wenn du dich dermaleinst bekehrst, dann stärke deine Brüder!" Er konnte anderen nicht helfen, bevor er sich nicht von ganzem Herzen bekehrt hatte und mit dem Heiligen Geist getauft worden war.

__________________________________________________________________________

Das Wollen und das Vollbringen. Hans R. Waldvogel

"Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen" (Philipper 2, 13b).

Welch ein herrliches Hei ist das - Gott wirkt in uns das Wollen und das Voll-bringen nach seinem Wohlgefallen! Wenn Gott sich nun vornimmt, uns wohl-gefällig vor ihm zu machen, dann legt er zuerst seinen Finger auf unsere Fehler und sagt: "Das ist noch nicht in Ordnung." Vielleicht ist es ein Fehler, der tief in unserem Inneren liegt und vor den Blicken der Menschen leicht zu verbergen ist.

Wie viele Menschen gibt es, die dieses Ungeziefer mit sich herumtragen! Sie lassen es nie ans Licht kommen; es wird nie dem Licht der Wahrheit Gottes ausgesetzt. Sie kümmern sich gar nicht darum, dass sie es loswerden, obgleich Gott sie schon oft darauf aufmerksam gemacht hat. Vielleicht macht er es jetzt nicht mehr. Es gab aber eine Zeit in der er es tat. Heute ist ihr Herz vielleicht verhärtet. Das ist der Lohn der Unachtsamkeit. Gott wirkt in uns nicht das Wollen, wenn wir ihn nicht auch das Vollbringen wirken lassen.

In jeder Versammlung gibt es zwei Gruppen von Menschen. Da sind die Menschen, die ihre Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern. Und wie tritt das in Erscheinung! Du kannst es an ihrem Leben sehen. Sie werden sanftmütiger. Sie werden freundlicher. Sie werden heiliger. Sie sind voll der Herrlichkeit Gottes. Die Erkenntnis Jesu Christi ist ihr Teil. Sie leuchten. Die Kraft Gottes ruht auf ihrem Leben. Dann gibt es andere. Gewöhnlich sind es solche, die viel reden; aber ihre Rede ist tot. Ihr Leben spricht nicht für Christus. Durch ihre Anwesenheit kommt nichts zustande - außer Verwirrung. Sie betrügen sich selbst, und sie täuschen andere.

Die Bibel sagt, dass die Kraft Gottes in uns mächtig wirkt, um uns vollkommen in Christo darzustellen. Das ist das Ziel“ das Gott uns vorgesteckt hat. Es ist der Siegespreis der hohen Berufung Gottes in Christo Jesu. Gott ist nicht eher mit uns zufrieden, als bis er feststellt, dass sich das Bild seines Sohnes vollkommen in unserer Seele widerspiegelt. Und auch wir sollten nicht eher zufrieden sein, als bis wir erwachen in seinem Bilde.

Die Frage ist nun: Was mache ich mit der Berufung Gottes für mein Leben? Das ist eine ganz persönliche Sache. „Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verlassen werden." Und während wir uns in demselben Versammlungssaal befinden, eilt der eine Jesus nach, während der andere auf seiner Hefe sitzen bleibt und nichts dagegen unternimmt. Und so können wir uns selbst die Frage stellen: Tue ich alles, was ich tun kann, und bin ich ernstlich bemüht, meinen Jesus besser kennen zulernen? Das erfordert wirklich Arbeit!

Ich habe mich unermesslich gefreut, als ich einmal A. B. Simpson in einer kleinen Versammlung über seine persönlichen Erfahrungen reden hörte. Er sprach über sein Gebetsleben - über sein Leben der Gemeinschaft mit Jesus. Er fühlte, dass er darin noch nicht vollkommen war, und sagte: "Brüder, wir müssen noch viel vorsichtiger wandeln. Wir müssen auch noch das letzte bisschen an Vergnügungen und Freizeitinteressen aufgeben, um allein mit Gott zu sein. „Hier stand ein Mann vor uns, der vergessen hat, was dahinten liegt, und der, sich nach dem Ziel ausstreckte, das vor ihm lag. Das war es, was jenem Mann diesen herrlichen Glanz Gottes verlieh. Das war es, was ihn als ein Licht unter diesem verkehrten und verderbten Geschlecht leuchten ließ' Und das ist es auch, was dich leuchten lassen wird.

Gott wirkt in dir das Wollen. Es ist wie ein Gelübde Gottes, dass er das Leben, das er dir gegeben hat, in dir wirkt und dich brauchbar macht' Woher sind diese Männer wie A. B. Simpson gekommen? Wo haben sie ihr überaus siegreiches Leben erlangt? Zuerst haben sie das Licht darüber empfangen. A. B. Simpson erhielt dieses Licht von dem innewohnenden Christus. Aber mit dem Licht allein war er nicht zufrieden. Er betete das Licht durch. Eines Tages empfing er Licht über göttliche Heilung; aber er stellte auch fest, dass er zuerst Gott für die Heilung vertrauen muss und dass sich dann die Heilung offenbart. Er schloss mit Gott einen Bund' dass er für dien Bedürfnisse seines Leibes Jesus auf Leben und Tod vertrauen würde.

Da kam auch schon eine große Prüfung. Er selbst hatte Heilung erlangt- Aber jetzt war seine kleine Tochter an Diphtherie erkrankt, und er lehnte jede medizinische Hilfe ab. Seine Frau war auf seiner Seite. Das Kind war dem Tode nahe; es drohte zu ersticken. Das war eine harte Probe; aber Dr. Simpson hatte den Bund geschlossen, seine Seligkeit mit Furcht und Zittern zu schaffen. Er wusste, dass Gott in ihm das Wollen gewirkt hat; und nun war es Gottes Sache, für das Weitere zu sorgen. In jener Nacht stand der schwergeprüfte Vater mit seinem sterbenden Kind vor Gott und übergab es ihm. Da war der Sieg erlangt!

Hier ist die Quelle Sieges. Wer unser äußerer Mensch verdirbt, so wird doch der innere erneuert. Wenn du mit Christus stirbst, dann wirst du auch mit ihm zu einem neuen Leben auferstehen. Dieses Auferstehungsleben wartet darauf, sich in einer größeren Fülle in dir zu entfalten. Halleluja! Wir haben Jesus und die Kraft seiner Auferstehung erkannt; wir wissen um die unermessliche Größe seiner Macht. Solange wir aber nicht willig sind, unseren alten Menschen mit Christus zu kreuzigen, solange es uns noch nicht klar ist, dass nicht mehr wir leben, sondern Christus in uns, werden wir diese herrliche Wahrheit nicht erfassen.

Wenn aber Christus in dir lebt, hat Gott freie Hand. Dann führt er dich Tag für Tag von Sieg zu Sieg. Er weist dich auf Jesus hin. Er zeigt dir, was du in Jesus bist. Dabei wirkt er in dir das Wollen. Dann sagst du nicht mehr: "O ich elender Mensch!", sondern du rufst aus: "O Wunder über Wunder! Ich bin auf dem Wege, ihm gleich zu werden!" Du bist dabei, im Glauben an die Verheißungen Gottes vorwärts zugehen - und schon sind sie dein!

Als die Juden zu Jesus kamen und ihn fragten, was sie tun sollen, um Gott wohlzugefallen, sagte er; "Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubet, den er gesandt hat." Das ist der Weg, auf dem Gott in uns das Wollen und das Vollbringen wirkt. Er weist mich zum Beispiel auf 1.Korinther 13 hin und zeigt mir, dass die Liebe langmütig und freundlich ist. Dann zeigt er mir, das mir dies noch fehlt. Ich bin noch nicht so. Ich bin gereizt. Ich bin zornig. Ich kann nicht bestehen. So bin ich! Aber nun kommt der Vater und zeigt mir Jesus, und ich rufe aus: "Jesus, ich möchte sein wie du!" Dann führt er mich zur Quelle. Wenn ich mich nun durch nichts aufhalten lasse, wenn ich nicht unachtsam werde, dann gibt er mir ständig den Sieg.

Wo sind die Leute, die ihre Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern? Wenn du das tust, dann bist du kein träger Christ. Dann hast du jeden Tag deine Hausaufgaben zu verrichten, und du wirst sie sorgfältig machen. Wenn du so lebst, wirst du Wunder über Wunder erfahren.

__________________________________________________________________________

Unseres Lebens Ziel. Edward Angrove

Die Absicht dieser Botschaft ist, manch einen unserer Mitpilger durch die wiedergewonnene Überzeugung zu ermutigen, sich nach dem auszustrecken, das Gott für ihn bereitet hat. Leider gibt es im Leben vieler Kinder Gottes eine unermessliche Vergeudung an Kraft und Zeit, die in erster Linie auf den Mangel an Erkenntnis zurückzuführen ist.

Das Lebensziel der Kinder Gottes ist Jesus selbst. In ihm liegen die Geheimnisse und Herrlichkeiten der Gottheit, und durch ihn allein kommen wir zuGott. Wir blicken auf ihn als den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Während wir in den Schranken laufen, wie das Wort Gottes es ausdrückt, ist Jesus der Weg, und er ist auch dasZiel - der Siegespreis. Es kling paradox, dass wir zur gleichen Zeit Jesus haben und Jesus gewinnen können. Er ist der Weg Gottes, auf dem der Pilger - und wäre er auch ein Tor - nicht irren wird. Und gleichzeitig ist Jesus der unaussprechlich kostbare Siegespreis, der die Reise beendet.

Für jedes Kind Gottes ist Jesus schon auf Grund seines Verhältnisses zu ihm das Ziel seines Lebens; denn Jesus ist uns von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung gemacht. Obgleich die Wahrheit feststeht, dass Jesus der Siegespreis - das Ziel - der Christen ist, wird diese große Wahrheit doch leider oft zu einem Fallstrick der Gleichgültigkeit. Da Jesus das Ziel unseres Lebens ist sind viele der Meinung, dass schon das irdische Leben die Voraussetzung für seine himmlische Bestimmung absteckt. Der weit schweifende allgemeine Blick verdunkelt die gegenwärtigen Erfordernisse, und wir werden das Opfer einer falschen Vorstellung.

Als Christen müssen wir lernen, unsere Gedanken, unsere Zeit und unsere Kraft auf das Erlangen der Krone zu konzentrieren. Es ist die Krone, die wir einst wieder zu Jesu Füßen legen werden. Das kann nur bedeuten, dass wir im Ablauf der Ereignisse ein klares Verständnis für den Zweck unseres Lebens haben - ein Ziel, nach dem wir uns ausstrecken. Vielleicht befindet sich noch mancher von uns in einem Zustand der Unentschlossenheit. Es ist ihm nicht möglich, die Aufgabe, die Gott ihm übertragen hat, mit fester Überzeugung zu erledigen. Solchen Seelen möchte ich einen einfachen Rat erteilen.

Du musst erst einmal völlige Klarheit über die Gaben haben, die Gott in dich gelegt hat. Sie wurden dir nicht zufällig" verliehen, sondern mit einer bestimmten Absicht von dem allweisen Gott gegeben. Im allgemeinen fällt es uns nicht schwer, unsere Gaben zu erkennen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass wir sie mit eigenen oder weltlichen Interessen vermischen. Wenn du aber demütig mit Gott wandelst, werden seine Gaben, die er dir für deinen Dienst gegeben hat, in Erscheinung treten. Kein Mensch, auch kein Christ, dessen innere Verfassung nicht auf die Anbetung und den Dienst Gottes eingestellt ist, kann damit rechnen, von Gott gebraucht zu werden. Wenn du diese einfache Bedingung befolgst, werden dich deine Gaben und Fähigkeiten dahin bringen, die Aufgabe, die dir übertragen ist, zu erkennen.

Weihe jetzt diese Gaben in einem Akt der Übergabe dem Herrn. Warte nicht auf Gefühle; sie kommen und gehen mit dem Wind der Umstände und Schwierigkeiten. Blicke allein auf die Treue Gottes, der sich in Christus für alle unsere Bedürfnisse verbürgt hat. Es ist gut zu wissen, dass Gott die geringste Tat der Hingabe an ihn wahrnimmt. Der bekannte Bischof Taylor-Smith sagte zu einem Freund: "Schreib mir eine Karte, wenn Gott dich zwei Schritte auf einmal führt.“ Folge Gott mit solch einfältigen Schritten wie diesem nach! In kurzer Zeitwerden dann die Wolken verschwunden sein, und du erfreust dich des hellen Sonnenscheins seines erkannten Willens.

Vertraue dem lebendigen Gott, dass er die Angelegenheiten deines Lebens so regeln wird, dass die Aufgabe, die er für dich erwählt hat, plötzlich vor deiner Tür liegt. Deine gottgeweihten Fähigkeiten werden dann in dir aufbrechen, und der segensreiche Tröster wird dir den Bereich deiner Berufung anweisen. Diesem Dienst, der dir nun deutlich gezeigt wird, musst du dich nun mit ganzer Kraft hingeben.

Wie lieblich ertönt die Harmonie des Himmels, wenn auch die Töne nur in Bruchstücken, unterbrochen durch Raum und Zeit, zu uns gelangen. Oft möchten wir an einen entlegenen Ort flüchten, die Welt mit ihrer nach unten ziehenden Macht hinter uns lassen und unser Herz an dem Anblick dessen, den unsere Seele liebt, weiden. Es ist wahr: Das Überirdische muss in unsere Gemeinschaft am Evangelium zurückkehren. Wenn es kommt, dann werden wir es mehr an seiner praktischen Handlungsweise als an seiner geheimnisvollen Wirklichkeitsfeme erkennen. Es bringt uns Christus, es bringt uns eine beseligende Schau, und es bringt uns die Herrlichkeit der unsichtbaren Welt, zu der wir als dem Zentrum und der Peripherie unseres Lebens gehen. Wir haben wahrlich ein großes Ziel.

Wenn wir dann Jesus bezeugen, wird unser Mund die Herrlichkeit und den Anspruch des Gekreuzigten mit brennender Heiligkeit und Liebe zum Ausdruck bringen. Worin unsere Aufgabe auch bestehen mag, nichts kann uns mehr verlocken, von ihrer treuen Ausführung bis hin in jede Einzelheit abzulassen. Der Eifer für das Haus unseres Vaters wird uns verzehren. Keine Vergeudung an Kraft und Zeit wird nunmehr eine bittere Frucht der Vernachlässigung erzeugen.

Die großen Heiligen der Bibel und der Kirchengeschichte waren stets Männer und Frauen mit einem bestimmten, unerschütterlichen Ziel. Sie taten eine Sache, und diese taten sie ganz. Der Strom des göttlichen Lebens wurde durch das enge, tiefe Tal ihrer Berufung geleitet und auf diese Weise zu einem mitreißenden, unwiderstehlichen Sturzbach. Eine Art heiliger Hartnäckigkeit kennzeichnete sie, eine höfliche, aber feste Unduldsamkeit allen fremden Einflüssen dem Ziel gegenüber, zu dem sie die göttliche Gnade berufen hat. David, Maria und die großen Heidenapostel - sie alle kannten nur „eins", Psalm 27, 4; Lukas 10, 42; Philipper 3, 13.

Der große deutsche Bibellehrer, J.A. Bengel, bemerkte einmal in seiner einfachen, aber tiefgreifenden Art: "Gott macht nichts halb." So viel ist für uns bestimmt - wenn auch nicht in Quantität, so doch in Qualität. Strecke dich nach diesem "eins" seines Willens aus; such es um jeden Preis. Nur kostbare Dinge rechtfertigen unsere königliche Berufung.

__________________________________________________________________________

Alle Arbeit für Gott muss sorgfältig in Übereinstimmung
gebracht werden mit Seinem Willen, soweit Er uns bekannt ist;
auch das persönliche Christentum muss übereinstimmen
mit den biblischen Vorschriften.

Georg Müller
__________________________________________________________________________

Vom Sieg. Joh. Chr. Blumhardt

Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht; sein wird die ganze Welt. Denn alles ist nach seines Todes Nacht in seine Hand gestellt. Nachdem am Kreuz er ausgerungen, hat er zum Thron sich aufgeschwungen. Ja, Jesus siegt!

Ja, Jesus siegt, obschon das Volk des Herr noch hart darniederliegt. Wenn Satans Pfeil ihm auch von nah und Fern mit List entgegen fliegt, löscht Jesu Arm die Feuerbrände; das Feld behält der Herr am Ende. Ja, Jesus siegt!

Ja, Jesus siegt! Seufzt seine große Schar noch unter Satans Joch die sehnend harrt auf das Erlösungsjahr, das zögert immer noch, so wird zuletzt aus allen Ketten der Herr die Kreatur erretten. Ja, Jesus siegt!

Ja, Jesus siegt! Wir glauben es gewiss, und glaubend kämpfen wir. "Wie du uns führst durch alle Finsternis, wir folgen Jesu dir! Denn alles muss vor dir sich beugen, bis auch der letzte Feind wird schweigen.“ Ja, Jesus siegt!

__________________________________________________________________________

Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will,
ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.

Hudson Taylor
__________________________________________________________________________